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DIE ENTWICKLUNG DER OESTERREICHISCHEN MASCHINEN-INDUSTRIE.

ie die meisten Gross-Industrien Oesterreichs Schöpfungen der letzten fünf Jahrzehnte sind, so ist dies auch bei der Maschinen-Industrie der Fall. Nur langsam entwickelte sich aus der gewerblichen Thätigkeit mit ihren engen Grenzen und beschränkten Productionsfähig- keiten das auf Theilung der Arbeit basirende Fabrikswesen, in Oesterreich in Anbetracht der eigenartigen politischen und nationalen Verhältnisse langsamer als in den übrigen Culturstaaten. Nichtsdestoweniger ist aber die Entwicklung der österreichischen Maschinen-Industrie seit dem Jahre 1848 eine ausserordentlich mächtige gewesen. Vor 50 Jahren gab es ausser in Wien und Niederösterreich, sowie einigen Plätzen Böhmens fast gar keine eigentliche Maschinen-Industrie. In Wien und Niederösterreich bestanden etwa 16 Maschinenfabriken mit circa 2400 Arbeitern, in Böhmen ungefähr 10 Fabriken mit vielleicht 1000 Arbeitern, sonst waren noch etwa 5 Fabriken mit einigen hun­dert Arbeitern vorhanden, wobei aber von allen diesen Fabriken nur 5 oder 6 grösseren Umfanges waren, die übrigen mehr Werkstätten als Fabriken. Der Werth der in diesen Fabriken hergestellten Erzeug­nisse dürfte nicht viel mehr als ungefähr 5 Millionen Gulden betragen haben. Welcher Gegensatz zu heute! Pleute gibt es in Oesterreich circa 180 Maschinenfabriken, abgesehen von den zahlreichen kleineren Maschinenwerkstätten, welche ungefähr 40.000 Arbeiter beschäftigen, in denen ein Capital von mindestens 100 Millionen Gulden investirt ist und deren jährliche Erzeugnisse einen Werth von 4060 Millionen Gulden repräsentiren!

Mit der Aufzählung der einigermaassen grösseren Maschinenfabriken, welche im Jahre 1848 bestanden, ist man bald fertig. In Wien gab es zwei Locomotivfabriken, jene des Amerikaners Norriss, dessen Terrain später an Georg Sigl überging, und die Speckersche Fabrik, welche dann seitens der Kaiser Ferdinands-Nordbahn erworben wurde. Die Fabrik von M. Tschoffen, welche bis 1854 bestand, erzeugte Maschinen für Spinnereien und Papierfabriken, die Georg Siglsche Fabrik befasste sich damals hauptsächlich mit der Flerstellung von Schnellpressen. Ferner bestanden die Maschinenfabrik von W. Günther & Co. in Wr.-Neustadt, aus der sich später unter Sigl die grosse Wiener-Neustädter Loco- motivfabrik entwickelte, die Maschinenfabrik der Wien-Gloggnitzer Bahn, aus welcher die jetzige Maschinen­fabrik der Staatseisenbahn-Gesellschaft hervorgegangen ist; schliesslich wären noch zu nennen die Fabriken von H. D. Schmid in Simmering, von Anton Burg & Sohn in Wien (die älteste, seit 1798 bestehende österreichische Fabrik für landwirthschaftliche Maschinen), von S. Bollinger in Wien, von H. Dingler, V. Prick, F. Dolainski, sämmtliche in Wien, von May-Escher (später Escher, Wyss & Co.) in Leesdorf, welche Fabriken verschiedene Maschinen (für Buchdruckereien, Papierfabriken, Mühlen, Landwirthschaft,