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Forstwesen, Ziegeleien etc.) erzeugten, und von denen viele noch heute, entweder unter demselben oder unter geändertem Namen bestehen. Auch die Anfänge der grossen Prager Maschinenbauanstalten und der grossen Maschinenwerkstätten in Triest kann man bis zum Jahre 1848 zurückverfolgen.
Im Laufe der Jahre hat sich nun aus diesen bescheidenen Anfängen eine ganz respectable Industrie entwickelt, obgleich Schwankungen, ja sogar auch recht fühlbare Stillstände und zeitweilige Rückschritte nicht ausgeblieben sind. Es hängt eben die Beschäftigung der österreichischen Maschinen-Indu- strie mehr, als dies in anderen Industriestaaten der Fall ist, mit dem jeweiligen Ausfall der Ernten, sowie mit dem Aufblühen anderer Industrien zusammen. So fanden z. B. Zuckerfabriksmaschinen in den Fünfzigerjahren, wo die meisten Zuckerfabriken entstanden, besonders starke Nachfrage; in den Jahren von 1860—1873, in welchen die umfangreichen Eisenbahnbauten ausgeführt wurden, sind wieder ausserordentlich viele Locomotiven und sonstige Eisenbahnmaterialien gebraucht worden. Ferner muss berücksichtigt werden, dass die österreichische Maschinen-Industrie durch die politische Trennung Ungarns und die dieser Trennung folgenden maschinenindustriellen Gründungen und Fortschritte Ungarns eine sehr starke Einbusse erlitten hat, welche bisher durch Gewinnung anderweitiger Absatzgebiete nur zum geringen Theile compensirt werden konnte. Stockungen in Oesterreich können nicht so leicht durch gesteigerten Export ausgeglichen werden, wie dies in Deutschland, England oder Amerika der Fall ist. Beachtenswerth ist ferner, dass allmälig das Bestreben sich geltend macht, grössere Fabriksanlagen nicht mehr in den grossen Städten, sondern an kleineren Orten und am flachen Lande zu errichten, da das ausgestaltete Eisenbahnnetz die Verfrachtung auch von entlegenen Orten leicht gestattet und die fortschreitende Boden- und Arbeitslohnvertheuerung in den Städten, sowie die verschiedenen Beschränkungen, denen dort Fabriksanlagen unterworfen werden, der Errichtung grösserer Etablissements in den Grosstädten nicht günstig sind. Auch einzelne ältere Fabriken wurden im Laufe der Jahre auf das flache Land verlegt, und manche andere der bestehenden denken gleichfalls daran.
Bei Betrachtung der successiven Entwicklung der österreichischen Maschinen-Industrie ersieht man, dass bis ungefähr zum Jahre 1870 jene maschinenindustriellen Etablissements, welche wirklich in den Bereich einer Gross-Industrie fallen, im Allgemeinen auf Wien und Niederösterreich, ferner auf die Fabriken in Prag und die Schiffswerkstätten in Triest beschränkt waren. Auch in Brünn begann sich jedoch bald eine kräftige Maschinen-Industrie zu entwickeln. Die übrigen Betriebe, welche in den einzelnen Provinzen sich mit der Erzeugung von Maschinen, meist solchen für die Landwirthschaft beschäftigten, waren bis vor ungefähr 25 Jahren von meist untergeordneter Bedeutung. Es darf daher nicht überraschen, wenn in der Entwicklungsgeschichte der österreichischen Maschinen-Industrie meist von Wiener und niederösterreichischen Fabriken, theilweise auch von böhmischen, die Rede ist. Uebrigens nimmt auch heute noch unter den einzelnen Königreichen und Ländern Oesterreichs in maschinenindustrieller Hinsicht neben Böhmen, dessen Maschinen-Industrie so bedeutend geworden ist, dass dieselbe im vorliegenden Werke Gegenstand einer separaten Abhandlung bildet, unstreitig Niederösterreich mit der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien die erste, und zwar im Allgemeinen eine dominirende Stellung ein. Was Böhmen betrifft, so soll, um der vorliegenden Darstellung die nothwendige Abrundung zu geben, an dieser Stelle nur kurz auf die Hauptrepräsentanten der böhmischen Maschinen-Industrie verwiesen werden, da die bezüglichen Namen zu bedeutend sind, als dass dieselben in einer allgemeinen Darstellung über die österreichische Maschinen-Industrie fehlen dürften. Es sind dies die Firmen: Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals Breitfeld, Danek & Co. in Prag-Karolinenthal mit einem Actien- capitalevon 1,500.000 fl. und einer Jahresproduction im Werthe von 3—4 Millionen Gulden, welche Gesellschaft fast alle Zweige des Maschinenbaues cultivirt; ferner die Prager Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Ruston & Co., welche mit einem Actiencapitale von 1,200.000 fl. arbeitet und gleichfalls eine sehr umfangreiche Ge- schäftsthätigkeit entwickelt; F. Ringhoffer in Smichov-Prag, welche Firma ausser durch ihre Maschinenfabri- cate auch durch ihren umfangreichen Waggonbau bekannt ist; Umrath & Co. in Prag-Bubna, welche den Bau von Locomobilen zu hoher Blüthe gebracht hat; I. C. Bernard vorm. Lüsse, Märky & Bernard in Prag- Karolinenthal, welche Firma Dampfmaschinen, Bergwerks-, Textil- und Müllereimaschinen baut, überdies Maschinen für keramische Industrien, Papierfabriken etc.; ferner Emil Skoda in Pilsen, dessen Etablissement einen ganz ausserordentlichen Aufschwung nimmt und berühmt ist durch seine für die Kriegsmarine gelieferten, im
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