Jahre 1897 auf 2,616.047 fl., und wurden in derselben 73 Locomotiven und 27 Tender hergestellt. Die Gesammterzeugung aller österreichischen Locomotivfabriken im Jahre 1897 umfasste 226 Locomotiven, 105 Tender, ferner an anderen Erzeugnissen dem Werthe nach fl. 920.938, und waren in denselben durch­schnittlich zusammen 3666 (in Wr.-Neustadt 1738, bei der Staatseisenbahn-Gesellschaft 998, in Florids­dorf 930) Personen beschäftigt. An dieser Stelle soll auch der Maschinen- und Waggonbaufabriks- Actiengesellschaft vorm. H. D. Schmid in Wien-Simmering gedacht werden, deren Gesammterzeugung im Jahre 1897 nicht weniger als 2,974.236 fl. betrug, bei einem Actiencapitale von einer Million Gulden. Es wurden erzeugt 186 Personenwagen, 633 Lastwagen, i63 Draisinen und andere Eisenbahnbetriebs­mittel, ferner sonstige Erzeugnisse im Werthe von 560.460 fl. Der Gründer dieser Fabrik H. D. Schmid, später deren Director Hugo Zipperling haben es verstanden, das Etablissement zu einer hohen Blüthe zu bringen. In der Geschichte des österreichischen Locomotivbaues spielte schon vor Georg Sigl ein Engländer, welcher später durch seine vieljährige Thätigkeit in Oesterreich sich vollgiltig als österreichischer Ingenieur bezeichnen durfte, eine hervorragende Rolle. Es war dies John Haswell, gebürtig zu Lancefield bei Glasgow. Haswell war es, welcher in den Werkstätten der Wien-Gloggnitzer Bahn anfangs der Vierzigerjahre den Locomotivbau einführte, selbstverständlich zunächst nur in sehr bescheidenem Umfange. Die Maschinenfabrik dieser Bahn gieng im Jahre 1855 an die Staatseisenbahn-Gesellschaft über, und stand Haswell derselben bis zum Jahre 1882, also über 40 Jahre als Director vor. Diese Fabrik hatte unter der Leitung Haswells noch manche andere bemerkenswerthe Ereignisse zu verzeichnen. So wurde in derselben in Oesterreich der erste Versuch gemacht, mit Gascokes zu schmelzen, und entstammen der Fabrik auch die ersten Schalengussräder, welche in Oesterreich erzeugt wurden. Haswell wirkte ferner auch in der Entwicklung der Grobschmiede bahnbrechend in Oesterreich. Die von ihm construirte, im Jahre 1862 auf der Londoner Weltausstellung exponirte grosse hydraulische Schmiedepresse von 700.000 kg Druck, der bald darauf eine solche von 1,200.000 kg Druck folgte, verschaffte viele Jahre hindurch der Fabrik eine dominirende Stellung im Locomotivbau. Heute gelten diese Pressen als ein wichtiges, fast unentbehrliches Inventarstück jedes grösseren Stahlwerkes. Haswell baute aber nicht nur die ersten Locomotiven, sondern auch die ersten Personen- und Postwaggons in Oesterreich, und zwar nach amerikanischen Mustern, er übte ferner auch durch Constructionen neuer Locomotivtypen auf die Entwicklung des Locomotivbaues maassgebenden Einfluss. So wurde in der Maschinenbauanstalt Haswells im Jahre 1846 die erste sechsfach gekuppelte Lastzugslocomotive, ferner die im Jahre 1855 auf der Pariser Weltausstellung ausgestellte, erste achtfach gekuppelte Locomotive für schwere Lasten und grosse Steigungen, deren Construction epochemachend im Locomotivbau wirkte, erbaut, ferner eine Eilzugslocomotive mit vier Cylindern (Duplex), die zwar den gehegten Erwartungen nicht entsprach, aber als eines der ersten Glieder in der langen Kette jener Bestrebungen anzusehen ist, die dahin gerichtet sind, die störenden Bewegungen bei den Locomotiven unschädlich zu machen. Aus der Fabrik, welche Haswell leitete, giengen ferner hervor die ersten Engerthmaschinen, die sich einer sehr grossen Verbreitung erfreuten, und eine der interessantesten Locomotiven, die «Steyerdorf», ausgestellt in London 1862 und in Paris 1867, welche zehn gekuppelte Räder hatte und damals als stärkste Locomotive für grosse Stei­gungen und trotz der fünf gekuppelten Achsen für das Befahren kleinster Krümmungsradien als gelenkigste Locomotive galt. Nach speciellem Haswell-System erbaut, figurirten im Jahre 1873 auf der Wiener Welt­ausstellung drei Locomotiven, darunter eine achtfach gekuppelte Schmalspurlocomotive stärkster Gattung, welche, dem Bedarfe weit vorauseilend, als achtfach gekuppelte Maschine erst nach vielen Jahren in anderen Ausführungen Nachahmung fand. Es sind also, wie man sieht, ganz hervorragende Verdienste, welche sich dieser englisch-österreichische Ingenieur um die Entwicklung der österreichischen Maschinen­industrie erworben hat. Eine gleich wichtige Rolle in der Entwicklung der österreichischen Locomotiv- fabrication spielte jener Mann, dessen Name in vorliegender Darstellung schon öfters genannt wurde, einer der hervorragendsten unter den österreichischen Industriellen, Georg Sigl. Derselbe war im Jahre 1811 zu Breitenfurth in Niederösterreich geboren, erlernte das Schlosserhandwerk, war in verschie­denen Werkstätten Deutschlands beschäftigt und kam i 832 in die Schnellpressenfabrik von Hellwig & Müller in Wien. Im Jahre 1840 errichtete er eine eigene Schnellpressenfabrik in Berlin und 1845 e ie Filiale derselben in Wien, wo er auch 1851 die ersten Steindruck-Schnellpressen für die k. k. Hof- und

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