langsamer vor sich geht, als dies bei den meisten übrigen Industrien der Fall ist. Ausserdem darf nicht vergessen werden, dass die österreichische Maschinen-Industrie meist mit ungünstigeren Productions- und Absatzverhältnissen zu rechnen hat, als dies in den übrigen industriellen Staaten der Fall ist, und dass demzufolge ihre Concurrenzfähigkeit nach einzelnen Richtungen behindert erscheint. Berücksichtigt man aber alle diese Verhältnisse, so muss es als eine ganz bemerkenswerthe Leistung erscheinen, dass die österreichische Maschinen-Industrie derzeit einen jährlichen Export im Werthe von fast 3 Millionen Gulden aufweisen kann. Es wurde dies nur ermöglicht durch die ausserordentliche Solidität der österreichischen Fabrikate, welcher es zu verdanken ist, dass in manchen nicht allzu seltenen Fällen ausländische Ab­nehmer der österreichischen Waare auch dann den Vorzug geben, wenn dieselbe etw r as höher zu stehen kommt als jene der concurrirenden ausländischen Fabrik.

In erster Linie sind es landwirthschaftliche Maschinen, welche aus Oesterreich zur Ausfuhr ge­langen. Im Jahre 1897 wurden aus der österreichischen Monarchie davon ungefähr 22.000 q ausgeführt, wovon etwa 16.000 g aus österreichischen Fabriken stammen. Diese Maschinen gehen meist nach den Balkan­ländern und Russland, etwas wird auch nach Deutschland versendet. Sehr beachtenswerth ist auch die Ausfuhr von Maschinen für die Zuckerfabrication, welche im Jahre 1897 ungefähr 13.000 g betrug, fast durchwegs aus österreichischen Fabriken. Die bedeutendsten Abnehmer für diese Maschinen sind Russ­land, Rumänien und Italien. Von Textilmaschinen gelangten ungefähr 7100 g zur Ausfuhr, welche wieder zum grössten Theile aus Oesterreich stammen und zum überwiegenden Theile nach Deutschland geliefert wurden. Elektrodynamische Maschinen mit jährlichen 3500 g, an deren Ausfuhr auch Ungarn stark be­theiligt ist, gehen nach den verschiedensten Ländern, darunter stark nach Deutschland, England, Russ­land, Rumänien und Italien. Zu erwähnen wäre noch speciell die Ausfuhr von Maschinen zur Holz­bearbeitung mit jährlich ungefähr 2000 g, jene von Maschinen für die Papierfabrication mit i3oog und jene von Näh- und Strickmaschinen mit 1200 g. Absatzgebiete für diese Maschinen sind grösstentheils Russland, Deutschland, Italien und die Balkanländer. Zurückgegangen ist im Jahre 1897 die Ausfuhr von Motoren (Dampfmaschinen, Gas- und Petroleummotore, Turbinen etc., aber exclusive den elektro­dynamischen Motoren), welche ungefähr i3oog betrug, während sie die Jahre zuvor zwischen 1600 und 2000 q schwankte. Dafür hat sich die Ausfuhr von Locomobilen mit 2100g gehoben, und auch jene von Müllereimaschinen zeigte in den letzten Jahren einen nicht unwesentlichen Zuwachs. Einzelne öster­reichische Maschinen gehen auch nach Frankreich, Schweden, Nord- und Südamerika, Ostindien und Australien, ein Beweis dafür, dass die österreichische Maschinen-Industrie, was die Qualität ihrer Fabrikate anbetrifft, auch am Weltmärkte keine auswärtige Concurrenz zu scheuen braucht.

Die österreichische Maschinen-Industrie ist leistungsfähig in hohem Grade, sie kann sich im All­gemeinen mit ihren technischen Einrichtungen, mit ihrem Ingenieurstabe, mit ihrem geschulten Arbeits­personale in den Wettstreit mit allen übrigen Industriestaaten einlassen, sofern es ihr durch Erleichterung der derzeitigen socialpolitischen Lasten, durch Herstellung billiger und schneller Verkehrswege, durch Schaffung billiger Rohmaterialien, möglich gemacht wird, billiger produciren zu können, als dies bisher der Fall war, damit sie bezüglich der Preise mit der auswärtigen Concurrenz den AVettlauf aufnehmen kann. Geschieht dies, so wird es der österreichischen Maschinen-Industrie auch möglich werden, an die so nothwendige Specialisirung der Fabrication in grösserem Umfange schreiten zu können, als dies den bestehenden Verhältnissen nach bisher der Fall sein konnte. Noch heute muss ja in Anbetracht der für den österreichischen Export ungünstig liegenden Verhältnisse die österreichische Maschinen-Industrie zum überwiegenden Theile für den inländischen Bedarf arbeiten, wozu noch kommt, dass im Inlande selbst das ausländische Fabrikat eine grosse Rolle spielt. Steht ja doch der. österreichischen Maschinenausfuhr (exclusive Ungarn) im Werthe von ca. 3 Millionen Gulden eine Einfuhr nach Oesterreich (gleichfalls ex­clusive Ungarn) von ungefähr 12 Millionen Gulden entgegen. Alle diese Umstände schliessen eine weit­gehende Specialisirung in der Fabrication aus. Glücklicherweise dringt die Ueberzeugung von der Noth- wendigkeit, der so wichtigen Industrie Erleichterungen zu verschaffen, immer mehr und mehr in den Regierungskreisen durch, daher die österreichische Maschinen-Industrie einen weiteren Aufschwung zu erwarten hat, welcher, wie zu hoffen wäre, recht bald und ausgiebig eintreten möge!

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