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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
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Rittinger war 1811 zu Neutitschein in Mähren geboren, studirte an der Schemnitzer Bergakademie, ward dort 1840 Pochwerksinspector, erfand die Waschtrommel und den Spitzkastenapparat, kam 1848 zu den Kohlenschürfungen in Brandeisl (Böhmen), dann 1849 als Bergoberamts-Vorsteher nach Joachimsthal, wo er die ersten Wassersäulenmaschinen in Oesterreich baute, wurde in späteren Jahren ins Finanzministerium berufen, wo er das Referat über die österreichischen Bergakademien erhielt, und starb 1872. Er schrieb auch verschiedene Werke über Turbinen und Hüttenmaschinen (18651867). Im Bergwerksmaschinen­wesen hat auch Hervorragendes geleistet Jul. R. v. Hauer, Oberbergrath und Professor an der Leobener Bergakademie, dessen Werke über Bergwerksmaschinen (erschienen 18761885) von grosser Bedeutung sind, ferner Oberbergrath Josef Hrabäk, Professor an der Pribramer Bergakademie (sein Werk «Hilfs­buch für Dampfmaschinen-Technik» erschien in Prag 18771883), und Oberbergrath Ludwig Jarolimek, welch Letzterer besonders die Bohrmaschinenkunde cultivirte. Das land- und forstwirthschaftliche Ma­schinenwesen fand hervorragende Vertreter in den Professoren Wilhelm Franz Exner und Emil Per eis. Exner ist 1840 zu Gänserndorf in Niederösterreich geboren, wurde Realschullehrer in Elbogen und Krems, ward 1869 als Ingenieur an die Forstakademie in Mariabrunn berufen, kam 1875 als Pro- fessor der mechanischen Technologie und das forstliche Ingenieurwesen an die Wiener Hochschule für Bodencultur und ist ausserdem seit 1874 Fachreferent im österreichischen Handelsministerium. Er schrieb ein hervorragendes Werk über Werkzeugmaschinen für Holzverarbeitung (erschienen 18761883). Pro­fessor Emil Pereis war ein geborener Berliner und wurde im Jahre 1873 an die Hochschule für Boden­cultur als Professor berufen. Er war ein bedeutender Förderer der Maschinenarbeit in der Landwirthschaft und schrieb ein Handbuch des landwirthschaftlichen Maschinenwesens. Auf dem Gebiete des Müllerei- Maschinenwesens haben sich hervorgethan Professor Friedrich Kick und Gustav Pappenheim; Letz­terer hat sich besondere Verdienste um die Einführung der Walzenstühle in der Müllerei erworben. Es wären noch zu nennen: Professor J. F. Radinger (mit einem Werke über Motoren etc.), Prof. Ad. Waltenhofen (Elektrotechnik), Prof. Leopold Hauffe, Prof. Rupert Böck, J. Pechan (Leitfaden des Maschinenbaues, Metallbearbeitungsmaschinen), Ingenieur Carl Pfaff, dem die Werkzeugmaschinen-Indu- strie manche Anregung zu verdanken hat, etc.

Die Darstellung der Verhältnisse der österreichischen Maschinen-Industrie wäre eine unvollständige, wenn nicht auch der auswärtige Verkehr der Monarchie in Maschinen einer Betrachtung unterzogen werden würde. Die Entwicklungsgeschichte der österreichischen Länder und die Rückwirkung derselben auf die industriellen Verhältnisse war allerdings eine solche, dass Oesterreich noch heute eine nicht unbe­trächtliche Menge von Maschinen meist Specialmaschinen, deren Herstellung im Inlande sich nicht lohnt von auswärts beziehen muss, aber andererseits ist auch die österreichische Maschinenausfuhr im Laufe der letzten fünfzig Jahre ganz ausserordentlich gestiegen. Der auswärtige Verkehr Oesterreichs in Maschinen im Jahre 1848 war ein ungemein beschränkter. Es gelangten damals im Allgemeinen nur einzelne kleinere landwirthschaftliche Maschinen zum Exporte aus der Monarchie, während andererseits auch der Bezug von ausländischen Maschinen seitens österreichischer Unternehmungen ein sehr geringer war und sich dabei meist nur auf Maschinen englischer, in geringem Umfange auch deutscher Provenienz er­streckte. Der gesammte jährliche Auslandsverkehr dürfte vor fünfzig Jahren dem Werthe nach eine Million Gulden kaum überschritten haben, wovon ungefähr ein Drittel auf die Ausfuhr Oesterreichs (spe- ciell die Länder der ungarischen Krone hatten damals fast gar keine Ausfuhr in Maschinen) und zwei Drittel auf die Einfuhr nach Oesterreich entfielen. Wie ganz anders sehen dagegen die Ziffern des Jahres 1897 aus. Es belief sich in diesem Jahre die österreichisch-ungarische Maschinenausfuhr auf nicht weniger als 99.122 q im Werthe von 4,415.554 fl., welcher allerdings auch eine Maschineneinfuhr nach Oesterreich-Ungarn von 376.495 q im Werthe von 19,630.327 fl. gegenübersteht. Von dem auswärtigen Verkehre entfallen ungefähr zwei Drittel auf Oesterreich und ein Drittel auf Ungarn. Aus der grossen Steigerung der österreichischen Maschineneinfuhr ergibt sich aber durchaus nicht, dass die österreichische Maschinen-Industrie in ihrer Entwicklung zurückgeblieben ist, sondern es findet diese Steigerung ihre Ursache darin, dass viele Maschinen consumirende Industrien der Monarchie sich rapider entwickelt haben als die inländische Maschinen-Industrie, was ja schliesslich auch im Allgemeinen naturgemäss ist, da die Heranbildung geeigneter Arbeitskräfte für die Maschinen-Industrie grössere Schwierigkeiten bietet,

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