als 28 Auszeichnungen zu Theil geworden, von denen nur die erste k. k. Staatsmedaille in Kaaden (1873), sowie ehrenvolle Preise in Bremen, Prag und Teplitz erwähnt werden sollen.
Während ein Versuch Czermack’s, die in Thüringen betriebene Schlauchweberei auf Handstühlen zur Belebung der Hausindustrie ins Erzgebirge zu verpflanzen, trotz wohlwollender Unterstützung der Handelskammer nur theilweise von Erfolg begleitet war, erfuhr die Fabrication von Feuerspritzen eine ständige und rasche Erweiterung. Die Ausdehnung des neuen Fabriksetablissements wurde eine immer grössere, und heute bedeckt es einen Flächenraum von 9000 m 2 ; es besitzt 7 Höfe, seine Fronten dehnen sich über einen Platz und zwei Gassen aus. In seiner Anlage äussert sich die Geschichte seiner Entstehung, wie es allmälig nach Maassgabe der Mittel vervollkommnet und ausgestaltet wurde; so z. B. fallt der neue hohe Tract mit seiner Errichtung erst in das Jahr 1894. Daselbst sind gegenwärtig die mechanische Schlauchweberei, die Abtheilungen für Dampfspritzenbau, für Schleiferei und Wagnerei untergebracht. Die übrigen gewerblichen Betriebe bestehen in der Cupolofen-Eisengiesserei, Metall- und Bronzegiesserei, Dreherei, Tischlerei, Dampfbrettsäge, Eisen- und Kupferschmiede, Schlosserei und Lackirerei.
Die maschinelle Ausstattung bilden eine 75 HP- und eine 28 HP- Dampfmaschine mit 10 Kesseln, sowie mehr als 100 der vollkommensten modernen Arbeitsmaschinen. Eine Dynamomaschine und eine Accumu- latorenanlage dienen der von 500 Glühlampen besorgten elektrischen Beleuchtung.
Ein Hauptaugenmerk richtete Czermack bei Anlage der Fabrik auf gesunde lichte Räume; alle Arbeitslocale sind mit Dampfheizung und Hochdruckwasserleitung versehen.
Schon seit dem Jahre 1879 ist eine eigene Fabriksfeuerwehr orga- nisirt, welche eine eigene, mit Telephonleitung versehene Wachstube, eine Dampfspritze, eine Handkraftmaschine und die sonstige erforderliche Ausrüstung besitzt.
Die Hauptproduction des Etablissements bildeten Feuerspritzen und sonstige Löschmaschinen; an diesen wurden in grösserer Dimension bis zum Sommer 1898 über 4700 Stück erzeugt.
Die Entwicklung der Städte, die eifrige Sorge derselben für die Hebung der sanitären Zustände, durch welche sich die Gegenwart auszeichnet, riefen einen Bedarf an verschiedenen Maschinen und Geräth- schaften hervor, deren Herstellung sich die Firma R. Czermack auch zuwandte. Latrinenapparate für Dampf- und Handbetrieb, Strassen- walzen, Kehrmaschinen, Kothabzugmaschinen, Strassenbesprengwagen, Aufspritzwagen, Schneeabzugmaschinen, Sandstreumaschinen, Kehricht- und Schlammwagen u. A. gingen aus ihrer Fabrik hervor.
Die mächtige Kohlen-Industrie Nordwestböhmens regte dazu an, auch dem Bedarfe an maschinellen Artikeln der Bergwerke Aufmerksamkeit zuzuwenden, und so wurde die Fabrication von Pumpwerken aller Art für Hand-, Dampf- und sonstigen Kraftbetrieb eröffnet.
Eine eigene Abtheilung wurde für die Erzeugung von Sanitätswagen und Tragbahren begründet, da sich nach derartigen Sanitätseinrichtungen, namentlich bei den Heeresverwaltungen des Auslandes, eine lebhafte Nachfrage erhob. Diese Abtheilung erwarb Reginald Czermack zahlreiche Auszeichnungen, von welchen als die hervorragendsten zu nennen sind: das Marianerkreuz des hohen Deutschen Ritterordens, die Officiersdecoration des kaiserlich ottomanischen Medjidjeordens, das Ritterkreuz des k. bayrischen St. Michaelordens, die grosse silberne Königspreismedaille, mit der beim internationalen Concurs zu Rom 1891 von 80 Bewerbern nur 2 Oesterreicher ausgezeichnet wurden, u. v. a.
Trotz dieser bedeutenden Erweiterung der Fabrication blieb das Hauptaugenmerk immer auf die Vervollkommnung der Feuerlöschmaschinen gerichtet, worin namentlich Fortschritte zu verzeichnen sind seit der Zeit, da Reginald Czermack’s gleichnamiger Sohn nach Vollendung der technischen Studien an der Seite seines Vaters thätig ist, dem es gelang, mehrfache Verbesserungen und Neuerungen, namentlich an Dampfspritzen, zu ersinnen.
Die auf der Vorseite abgebildete grosse Dampfspritze stellt ein derartiges neues System dar, welches den denkbar grössten Nutzeffect bezweckt und überdies mit einer Vorrichtung gegen das Einfrieren versehen ist. Die Maschinenanordnung ist horizontal; es werden aber auch derartige Apparate mit verticaler Maschinenanordnung, sowohl ein-, zwei- als auch dreicylindrig gebaut.
Besondere Aufmerksamkeit widmete Czermack der Lösung der Frage, Dampfspritzen kleinerer Art für den ländlichen Bedarf herzustellen. Die vorstehende Abbildung zeigt einen solchen Apparat mit verticaler Maschinenanordnung, der gleichzeitig als Requisiten- und Mannschaftswagen dient.
Für Handkraftspritzen, sowie für Hydrophore und alle übrigen Pumpwerke kommt gegenwärtig ein Gummikugel-Ventilsystem mit eigenartigem Verschluss in Anwendung, welches, vom bewährten Betriebsleiter des Etablissements, Oscar Schmidt, erfunden, wegen der durch dasselbe herbeigeführten Steigerung des Nutzeffectes sich allseitiger Beliebtheit erfreut.
Zweistrahliger Dampflöschtrain, von rückwärts gesehen.
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