Bild der Entwicklung der Leobersdorfer Maschinenfabrik von Ganz & Co. in Leobersdorf
seit dem Jahre ihrer Erwerbung durch diese Firma.
Betriebs-
jahr
: Besitzstand
in Quadratmetern
Verbaute
Fläche in Quadratmetern
Höchste
Arbeiter
anzahl
Anzahl
der
Arbeiter
wohnungen
Anzahl
der
Beamten
wohnungen
Anzahl der diversen Hilfs-
und Arbeitsmaschinen
Krahne
Dampf
maschinen
HP
Dynamos
; Jahres
auslieferung in
Gulden ö. W.
1887
67 -I 59
6.080
180
6
8
81
5
70
I
168.282
1888
74-959
8.029
240
5 i
i 3
89
5
75
2
289.203
1889
75B69
9.906
250
5 i
i 3
95
8
75
3
553.089
1890
85.269
10.742
280
99
i 3
IOO
II
75
4
579 - 44 «
1891
85.269
11.180
290
99
i 3
108
l 7
I IO
4
713.753
1892
97.769
12.966
3 00
IOO
15
11 2
1 7
2 10
4
754.264
1893
97.769
13.646
340
100
16
118
21
214
4
750.461
1894
102.089
15.007
350
IOO
16
i 3 o
24
24O
5
821.155
1895
161.516
16.317
3 go
148
24
148
26
24O
6
902.794
1896
163.557
25-581
450
196
32
151
28
780
58
960.000
1897
169.400
25.700
650
196
37
234
36
O
00
63
i,o 3 o.ooo
1898
169.400
27.210
700
196
37
282
38
io 3 o
67
1,600.000
Einrichtungen für Wohlfahrt und Etygiene. Nachdem die äussere Entwicklung der Leobersdorfer Maschinenfabrik von Ganz & Co. in grossen Zügen geschildert wurde, sei hier noch jener Institutionen gedacht, welche im Interesse des physischen und geistigen Wohles der Bediensteten seitens dieses Unternehmens eingeführt worden sind.
In hygienischer Beziehung, sodann in Bezug auf Wohlfahrtseinrichtungen fand die Firma Ganz & Co. bei Uebernahme der Fabrik sehr mangelhafte Verhältnisse vor.
In erster Linie war es erforderlich, die höchst primitiven und gesundheitsschädlichen Abortanlagen zu beseitigen. Ah deren Stelle wurden solide, zugfreie Anlagen mit besserer Spülung und hermetisch verschlossenen, cementirten Senkgruben, sowie auch solche nach dem bekannten «Tonnensystem» hergestellt. Ausser den üblichen Desinfectionsmitteln ist die Verwendung von Torfmull bis zur vollkommenen Sättigung der Excremente eingeführt worden.
Um gesundes Trinkwasser zu erhalten, wurden alle Brunnen entsprechend vertieft und ist die Anordnung getroffen, dass in der heissen Jahreszeit das Trinkwasser versetzt mit Cognac oder Weinessig an die Arbeiter zur Verabreichung kommt. Diese Verfügung hat sich als sehr wohlthätig erwiesen. Die besonders zur Zeit der Obstreife grassirenden Durchfälle hörten fast gänzlich auf, und führt man ärztlicherseits diese erfreuliche Erscheinung einerseits auf die Cementirung der Senkgruben und Vertiefung der Brunnen, andererseits aber auch auf diese in den heissen Monaten mit Consequenz durchgeführte Versetzung des Trinkwassers zurück.
Ferner wurde in der Fabrik eine Rettungsstation (Abbildung S. 76) errichtet, ein Fabriksarzt angestellt und ein ärztliches Ambulatorium mit allen Materialien und Utensilien, welche für die erste Hilfe nothwendig sind, ausgerüstet. Gleichzeitig wurde verfügt, dass der Fabriksarzt an jedem Wochentage zu einer bestimmten Stunde im Fabriksambulatorium Ordination hält, wodurch es den Arbeitern ermöglicht ist, den Arzt auch während der Arbeitszeit consultiren zu können. Diese Einführung birgt den Vortheil in sich, dass einerseits der Genesungsprocess viel rascher vorwärts schreitet, wenn die leichteren Erkrankungen oder Verletzungen gleich vom Anbeginne an der ärztlichen Behandlung unterzogen werden, und andererseits ist der der ärztlichen Hilfe bedürftige Arbeiter infolge der täglichen Ordinationsstunde in der Fabrik gleichsam gehalten, den Arzt aufzusuchen, wozu er sich — wäre die Gelegenheit nicht so bei der Hand — erfahrungsgemäss theils aus Bequemlichkeit, theils aber auch mit Rücksicht darauf viel schwerer entschliessen würde, weil das Aufsuchen des Arztes im Orte immerhin mit Zeitversäumnis und Verdienstentgang verbunden ist. Die Firma hat weiters verfügt, dass sämmtliche Frauen der Arbeiter und ihre Kinder freie Behandlung durch den Fabriksarzt und den Bezug von Medicamenten auf Fabrikskosten gemessen.
Doch auch nach anderer Richtung ging die Obsorge, mit welcher die Firma Ganz & Co. in hygienischem Interesse auf ihre Bediensteten Bedacht nahm.
Dem Umstande Rechnung tragend, dass gerade die Maschinenfabrik und ihre Zwischenbetriebe so geartet sind, dass deren Arbeiter aus gesundheitlichen Rücksichten einer öfteren Reinigung bedürfen, hat die Firma Ganz & Co. unter ziemlich beträchtlichen Kosten eine eigene Fabriksbadeanstalt (Abbildung S. 76) errichtet und dieselbe mit Wannen-, Douche- und Dampfbädern eingerichtet. Ueberdies wurde eine specielle Badeabtheilung für Infectionskranke geschaffen, in welcher über besondere Verordnung des Fabriksarztes jederzeit Mineral- und andere Bäder zur Verfügung stehen. Diese letztere Abtheilung ist, um Inficirungen zu vermeiden, von den übrigen Bädern getrennt und auch mit einem separirten Zugang versehen.
74