Nunmehr galt es auch, die Aufmerksamkeit den Unterkunftsverhältnissen des Arbeiterpersonals zuzuwenden, und man gieng an den Bau eines Arbeiterspeisesaales (Abbildung S. 76), um den Arbeitern bei schlechter Wit­terung während der Mittagspause Schutz zu bieten. Dieser Speisesaal ist mit einem Wärmeherde und Heizöfen aus­gestattet, wird durch eine hiezu bestellte Person gewartet, welche dafür zu sorgen hat, dass die Locale gelüftet, rein gehalten und die Herde rechtzeitig geheizt werden, damit die durch die Angehörigen, namentlich entfernter wohnenden Arbeiter zumeist vorzeitig zugetragenen Speisen bis zur Mahlzeit warm gehalten werden. In dem Speisesaal befindet sich gleichzeitig ein Raum zum Reinigen der Speisegefässe.

Um die stetig wachsende Arbeiteranzahl, die in den der Fabrik zunächst liegenden Ortschaften zum grössten Theile ungenügend untergebracht war, in gesunden und billigen Wohnungen zu beherbergen, schritt die Firma Ganz & Co. daran, eine Arbeitercolonie zu gründen, welche sich successive erweiterte und bis zur Gegenwart für 196 Familienwohnungen ausgebaut wurde. Diese Wohnungen bestehen zumeist aus Zimmer und Küche mit 32 -5 m 2 Flächenraum, theilweise aber auch aus Zimmer, Küche und Cabinet mit zusammen 42-5 m 2 Flächeninhalt, bei durch­wegs 3 - o ?n Höhe des Wohnraumes. Jeder Wohnung ist eine separate Holzlage und ein Garten zugewiesen, während die Waschküchen und Rollkammern in ganz getrennten Annexen untergebracht sind. Die Anlage der ganzen Colonie erscheint auf dem hier beigegebenen Situationsplane (Abbildung S. 77) dargestellt, welcher auch das von den An-

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Siedlungen abgetrennte Fabriksspital zeigt. Gebaut wurden die Arbeiterwohnhäuser auf Gründen, welche an der nach dem Markte Leobersdorf liegenden Strasse liegen. Der Wahl dieser Oertlichkeit lag vom hygienischen Standpunkte aus betrachtet die Erwägung zu Grunde, dass die hier zumeist herrschende Windrichtung die Ven­tilation der Colonie begünstige. Ferner wurde bei Situirung derselben darauf Rücksicht genommen, die Ansiedlung dem Markte Leobersdorf nähergerückt anzulegen, damit die schulpflichtigen Kinder, namentlich in der schlechteren Jahreszeit, die Schule nicht zu weit entfernt haben. Hiedurch wurde allerdings zwischen Fabrik und Colonie eine Wegdistanz von ca. 15 Minuten geschaffen; doch auch hierin liegt ein nicht zu unterschätzender Vortheil, wenn man von dem Gesichtspunkte ausgeht, dass dem Arbeiter nach der Arbeitszeit einige Bewegung in frischer Luft sehr zuträglich ist, und diese wird eben durch die erwähnte räumliche Entfernung seines Heims erreicht. Den letzteren Umstand berücksichtigend, hat auch die Fabriksdirection Veranlassung genommen, die Mittagspause um eine halbe Stunde auszudehnen, die dem Arbeiter freigegeben ist, um sein Heim leichter und bequemer aufsuchen zu können.

Für Aufrechterhaltung steter Ordnung und häuslicher Reinlichkeit ist in der Arbeitercolonie entsprechend vorgesorgt. Es sei hier erwähnt, dass laut der bestehenden Hausordnung strenge untersagt ist, die Wäsche wie vielfach üblich in den Wohnräumen zu reinigen. Eine fortlaufend affichirte Waschordnung setzt die Tage fest, an welchen jeder einzelne Inwohner gehalten ist, die ausserhalb der Wohnungen gelegenen Waschküchen und Roll­kammern zu benützen. Dass den Bestimmungen der Hausordnung stricte Folge geleistet werde, wird seitens der Hausinspection jederzeit controlirt. Wiewohl es anfänglich, speciell infolge Einführung dieser Regelungen, seitens

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