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Neue Beamtencolonie.

Einwirkungen dieser Anstalt, deren Zöglingsanzahl sich bisher zwischen 60 und 90 bewegte, haben sich in kurzer Zeit geltend gemacht und erhellen am besten aus den Berichten der Schulleitungen, welche besagen, dass die aus dem Kindergarten in die Schule übertretenden Kinder, was Sittsamkeit, Vorbildung und Benehmen anbelangt,

andere Kinder wesentlich überragen. Der angestrebte Zweck ist mithin voll und ganz erreicht, zumal es früher gerade die Arbeiter­kinder waren, die seitens der Schulleitungen als tadelnswerth beschrieben wurden. Um die Kleinen zu recht eifrigem Besuche des Kinder­gartens aufzumuntern, wird denselben von der Firma alljährlich ein reichhaltiges Christfest arrangirt, welches auch nicht verfehlt, den ent­sprechenden Ansporn zu geben.

An dieser Stelle ist ferner einer Arbeiter­bibliothek zu gedenken, welche die Firma in der Colonie zur freien Benützung der Ar­beiter unterhält, und welche heute schon über die stattliche Anzahl von 1200 Bänden nebst laufenden Zeitschriften belletristischen und belehrenden Inhalts verfügt. Dieselbe erfreut sich seitens der Arbeiter einer sehr lebhaften Inanspruchnahme. Es konnte die Wahrnehmung gemacht werden, dass es auch der weniger intelligente Arbeiter nicht verschmäht, sich dann, wenn ihm passende Gelegenheit geboten wird, während seiner freien Stunden durch Eectüre geistig zu unterhalten. Als humanitäre Einrichtung ist des weiteren die seitens der Fabriksunternehmung vom Jahre 1895 in Kraft getretene Verfügung anzuführen, zufolge welcher die Frauen jener Arbeiter, die temporär ihrer militärischen Dienstpflicht betreffs Waffenübung Folge zu leisten haben, während der Dauer derselben eine wöchentliche Unterstützung von 23 fl., je nach der Anzahl der erwerblosen Familien­mitglieder, an der Fabrikscasse ausbezahlt erhalten.

Ferner unterhält die Fabrik auch eine 48 Köpfe starke Fabriksfeuerwehr, welche sich aus deren Ar­beitern und Beamten recrutirt; dieselbe ist mit allen erforderlichen Utensilien sowie Geräthschaften zeitgemäss und reichlich ausgerüstet.

Seit Etablirung der Arbeitercolonie ist ein 15 Mann starkes Rettungscorps activirt, mit dessen Fei- tung und fortlaufender Einschulung der Fabriksarzt be- Fabriksspital,

traut wurde. Ebenso ist eine Gesundheitscommission

eingesetzt, welche in gewissen Zeitabschnitten alle zur Fabrik gehörigen Anlagen zu untersuchen und für die Ab­stellung eventuell vorkommender, gegen die Hygiene verstossender Uebelstände Sorge zu tragen hat. Aus gleichen Rücksichten wurden auch, wo es nothwendig erschien, in den Werkstätten Ventilationsanlagen und Exhaustoren angebracht.

In Bezug auf Unfallverhütung wurden in den Betriebswerkstätten weitestgehende Schutzvorkehrun­gen getroffen, überdies auch sämmtliche Werkstätten und Objecte mit Signal- und Alarmapparaten versehen,

um gegen plötzlich eintretende Unglücksfalle die entspre­chenden Vorkehrungen treffen und schleunigst Hilfe schaffen zu können.

Nicht unerwähnt mag zum Schlüsse auch die Grün­dung der «Krankencasse für den Betrieb der Feobers- dorfer Maschinenfabrik» bleiben, welche nach den letzt­jährigen Erfahrungen mit sehr gutem Erfolge prosperirt. Dieser Krankencasse wurden seitens der Fabriksunterneh­mung zum Andenken an das Regierungsjubiläum Sr. Majestät Kaiser Franz Josefs I. ein Fond von 3 o.ooo Gul­den einverleibt, dessen Zinsen ab 2. December 1898 den unterstützungswürdigen Arbeitern der Fabrik sowohl, als auch deren Witwen und Waisen gewidmet sind.

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Fabriks - Kindergarten.

Ein Rundgang durch den weiten Complex von Fabriken, Werkstätten, Beamten- und Arbeitercolonien, welche das Etablissement der Firma Ganz & Co. in Feobersdorf bilden, belehrt uns somit, dass es der Feobers- dorfer Maschinenfabrik nicht nur gelungen ist, auf dem industriellen und technischen Arbeitsfelde sich eine domi-

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