Neben den neuen Anschaffungen für die Giesserei wurden auch die neuesten Bearbeitungsmaschinen für die Appreturwerkstätte aufgestellt. Speciell für die Fabrication von Walzen und deren Bearbeitung wurden die modernsten Einrichtungen getroffen, so dass auch dieser Fabricationszweig der Firma J. Kudlicz allen neuesten Anforderungen entsprechend eingerichtet ist und in jeder Hinsicht bezüglich der Leistungsfähigkeit sich mit ausländischen Firmen, die sich mit der Fabrication von Walzen befassen, messen kann.

Aber auch den anderen Artikeln wurde die möglichste Sorgfalt zu Theil, und namentlich die seit mehreren Jahren mit Erfolg eingerichtete Production von Specialgegenständen für die chemische Industrie aus feuer- und säurebeständigem Guss wurde durch kostspielige Anschaffungen und neue Vorrichtungen auf die Höhe der Zeit gebracht.

Eine eigene Abtheilung des Etablissements beschäftigt sich mit der Herstellung von Feuerungsanlagen (nach Patent Kudlicz) für Verwerthung von Abfällen, Torf, Staubkohle, Sägespänen u. s. w. Diese Patent­feuerung ist in allen Culturstaaten geschützt und wurde auf der Gewerbeausstellung Nürnberg 1896 mit der bronzenen, auf der nordwestböhmischen Ausstellung für Industrie und Gewerbe in Brüx i8g8 mit der goldenen Medaille aus­gezeichnet, auch erhielt die Firma auf der internationalen Ausstellung von Erfindungen zu Wien 1897 die goldene, auf der Ausstellung zu Bukarest die goldene, zu Brüssel die bronzene, zu Vessel (Frankreich) die goldene Medaille.

Diese P'euerung hat den Zweck, den Kohlenstaub, auch Lösche genannt, welcher früher auf die Halden gestürzt wurde, unter den Kesselfeuerungen zu verwerthen. Die zahlreichen Halden, welche in den Kohlengebieten früher sich von selbst entzündeten und die ganze Umgebung mit dichtem und gesundheitsschädlichem Rauche erfüllten, sind seit der Einführung der Kudlicz-Feuerung grösstentheils verschwunden. Die Millionen Centner von Kohle, welche früher nutzlos verbrannten, werden jetzt mit Vortheil unter Kesselfeuerungen und bei anderen Industrieanlagen verwerthet. Vom nationalökonomischen Standpunkte ist diese Erfindung von weittragender Be­deutung, abgesehen von den Vortheilen, die sie in hygienischer Hinsicht speciell den Kohlenrevieren bietet.

Infolge dieser Vortheile hat sich diese Patentfeuerung sowohl im In- als auch im Auslande überall ein­gebürgert. In Oesterreich selbst sind mehr als 2000 Anlagen ausgeführt worden; eine grössere Anzahl hievon ist in Deutschland im Betriebe; in Frankreich ist innerhalb zweier Jahre die beträchtliche Anzahl von ca. 400 solcher Anlagen eingebaut worden, darunter jene für Kessel des Kriegsministeriums und der Chemin de fer dEst und Ouest.

Bemerkenswerth ist, dass bei Verwendung dieser Patentfeuerung auch Abfälle von Industriefeuerungen, namentlich Generatoren und die sogenannte Rauchkammerlösche der Locomotiven, die noch einen bedeutenden Theil un verbrannter Kohlenpartikel enthält, mit Vortheil zu Kesselfeuerungen ausgenützt werden können.

Die Firma J. Kudlicz hat eine grössere Anzahl solcher Feuerungen auch an die k. k. österreichischen Staatsbahnen und für das k. k. See-Arsenal in Pola geliefert. Einzelne bedeutende Firmen haben einen grossen Theil der Kessel ihrer Betriebe mit dieser Feuerung versehen, darunter die Witkowitzer Eisenwerke über 50, der Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein in Hoerde bei Dortmund über 100, die Oberschlesische Eisen- industrie-x'kctiengesellschaft in Gleiwitz über 60.

Einen grossen Vortheil bietet die Feuerung für die Ortschaften, wo Anthracitkohle vorhanden ist, da bekanntlich der Anthracitstaub auf den bisherigen Anlagen absolut nicht verwendbar ist.

Wiewohl es vielfach erwiesen worden ist, dass mit diesem Feuerungssystem bei richtiger Handhabung eine rauchlose Feuerung erzielt wird, so sind die Versuche zur Erzielung einer vollkommen rauchlosen Feuerung noch weiter fortgesetzt worden.

In der jüngsten Zeit hat der Chef der in Rede stehenden Firma sich sehr eingehend mit der Lösung des Problems der rauchlosen Feuerungen beschäftigt und hat in diesem Fache bisher unerreichte Resultate erzielt. Seine Mühe und Opfer wurden mit bestem Erfolge gekrönt. Die im In- und Auslande patentirte rauchlose Feuerung mit Kohlenzuleger, beziehungsweise Beschickungs- und Schürvorrichtung besteht darin, dass das in eine Schüttgosse aufgetragene Brennmaterial auf einer Entgasungsplatte und am vorderen Rostende einer trockenen Destillation unterworfen wird, bevor es auf dem Roste weitergeschoben wird. Dieses Weiterschieben geschieht entweder von Hand aus mittelst einer auf einem leicht verschiebbaren Wagen unter dem Roste aufruhenden Transport- und Schürstange, deren in die Rostspalten und das Brennmaterial eindringende Messer die Kohle und Schlacke auf dem Roste weiterschieben, die Rostspalten dabei gleichzeitig reinigend, oder die Bewegungen der Transport- und Schürmesser werden vermittelst eines sinnreichen Mechanismus erzielt und ununterbrochen aus­geführt, so dass die Beschickung vollkommen automatisch vor sich geht.

Die Firma J. Kudlicz erfreut sich in der österreichischen Gross-Industrie des besten Rufes, und die Er­zeugnisse derselben haben nicht allein wegen ihrer technischen Vollkommenheit ein verdientes Renommée, sondern auch einen hohen Werth für die öffentliche Hygiene.

Auf der Ingenieur- und Architekten-Ausstellung in Prag 1898 erhielt die Firma für die ausgestellten Wal­zenfabrikate und Feuerungen das Ehrendiplom (höchste Auszeichnung), und dem Chef, Herrn Josef Kudlicz, wurde anlässlich des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums von Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. das goldene Verdienstkreuz mit der Krone allergnädigst verliehen.

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