LANGEN & WOLF

GASMOTORENFABRIK

WIEN.

iese Firma wurde im Jahre 1872 von Carl Otto Langen und Richard Lothar Wolf gegründet. Veranlassung hiezu bot die Absicht, die durch den Erfinder des späteren Original-Otto-Gasmotors in Oesterreich-Ungarn auf den atmosphärischen Gasmotor erlangten Patente zu verwerthen und den hiesigen Klein-Industriellen die allseits anerkannte Nutzbarkeit dieser Kraftmaschinen dienlich zu machen.

Seit jener Zeit beschäftigt sich obgenannte Firma ausschliesslich mit dem Baue von Gas- und Benzinmotoren, sowie von mechanischen Einrichtungen, bei welchen der Gasmotor zur Kraftentwicklung Anwendung findet.

Der ursprüngliche Erfinder dieser Gaskraftmaschine, namens N. A. Otto, aus Nassau gebürtig, führte im Jahre i863 zu Köln a. Rh. die praktische Ausführung seiner Idee zuerst vor. Da Otto damals zu geringe Kennt­nisse in der Mechanik besass, blieb das Ergebnis des ersten Versuches weit hinter den gehegten Hoffnungen.

Im Jahre 1864 lernte Otto den Industriellen Eugen Langen, einen gebornen Rheinländer, in Köln ken­nen, welchem es als Schüler Redtenbachers und als tüchtigem Constructeur unter der Beihilfe von Otto gelang, die ursprüngliche, geniale Idee des Er­finders mit Erfolg brauchbar durchzuführen.

Nachdem bereits in Deutschland die prak­tische Verwendbarkeit der atmosphärischen Gaskraft­maschine hinreichend erprobt war, schlossen die bei­den Inhaber der Firma Langen & Wolf mit der deut­schen Stammfabrik in Köln einen Vertrag, wonach ihnen das ausschliessliche Recht der Ausführung aller auf den Gasmotor Bezug habenden Patente des Er­finders in Oesterreich-Ungarn eingeräumt wurde.

In ganz bescheidenem Umfange begann die Firma das neue Unternehmen, und zwar miethete sie eine kleine Werkstätte in der Laxenburger- strasse, woselbst anfangs nur ca. 8 Arbeiter beschäf­tigt wurden. Mit welch ungeheuren Schwierigkeiten dieselbe bei der Einführung des Otto-Gasmotors zu kämpfen hatte, lässt sich ermessen, wenn man berück­sichtigt, dass die Einrichtung derFabrik in den Winter 1872/73 fällt, also unmittelbar in die Zeit vor Eröff­nung der Weltausstellung, wo die Arbeitskräfte kaum zu erschwingen waren. Auch heutzutage bietet der allgemein geringe Absatz an Gasmotoren im Gegen­sätze zu anderen Ländern den besten Beweis dafür, dass die Vortheile eines solchen Betriebes seitens der Interessenten noch nicht hinreichend anerkannt und verwerthet werden.

Sämmtliche Gasmotoren der Firma führen als Schutzmarke den Namen «Otto» im Wappen und sind seit ihrer Entstehung vielfachen Umänderun­gen, respective Verbesserungen unterworfen worden. Zuerst wurde ausschliesslich die oben bereits er­wähnte atmosphärische, stehende Gaskraftmaschine gebaut, und zwar nur in den Grössen von 1 j 2 -2, später bis 3 HP. Heute noch kann man Gasmotoren dieses Systems in verschiedenen Städten der Monarchie im Betriebe sehen.

Dem ursprünglichen, sehr minimalen Absätze entsprechend, war die kleine Werkstätte nur mit den aller- nothwendigsten Werkzeugmaschinen, jedoch von bester Construction ausgerüstet, weil es sich die Firma gleich zu Anfang zum Princip machte, eine nach jeder Richtung hin dem vollen Zweck entsprechende Waare zu liefern, um sich hiedurch im Vorhinein bei den Interessenten das erforderliche Vertrauen zu sichern. Sie ist diesem Geschäftsprincipe auch bisher treu geblieben, worüber die vielen Auszeichnungen und Anerkennungen, sowie nicht minder der Ruf der Firma den besten Beweis bieten.

Als nach einer Reihe von Jahren durch den erhöhten Bedarf dieser Maschinen die gemiethete Werkstätte zu klein wurde, erwarb die Firma in der Laxenburgerstrasse eigene Grundstücke und errichtete daselbst im

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Atmosphärische Gaskraftmaschinc; Construction des Jahres 1875.

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