Die Maschinenfabrik, durch die umgebenden Baulichkeiten einigermaassen beschränkt, aber mit Hinblick auf die Nähe der zwei grössten Bahnhöfe Wiens sehr günstig gelegen, beschäftigt 1000i3oo Arbeiter.

Die im Jahre 1889 gegründete Betriebskrankencasse prosperirt unter sehr erfolgreicher Mitwirkung der Arbeiter ausserordentlich, und ist der Ueberschuss des in eigener Regie der Fabrik geführten Bierausschankes eine äusserst wohlthätige Quelle für Unterstützungen hilfsbedürftiger Mitglieder der Betriebskrankencasse.

Es ist zu erwarten, dass die Fabrik, deren ehrwürdige Schlote seit 60 Jahren als Wahrzeichen des im Herzen der Residenz der Monarchie emporgeblühten Locomotivbaues in die Lüfte ragen, dass die Fabrik, deren Aufblühen und Gedeihen Zeugnis ablegt von der Fürsorge und dem väterlichen Wohlwollen des erhabenen Monarchen in der Pflege der heimischen Industrie, auch fürderhin einen ehrenvollen Platz in der österreichischen Locomotivbau-Industrie einzunehmen berufen sein wird.

II. Kohlenwerke im Buschtehrad-Kladnoer Steinkohlenrevier.

Der Beginn bergmännischer Thätigkeit in dem Brandeisl-Kladnoer Bergreviere fällt, wenn man von den ganz unbedeutenden, bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückreichenden Arbeiten absieht, in das Jahr 1843, in welchem die Brandeisler k. k. Schürfungscommission sieben Schurfkreise nach dem Allerhöchsten Patente vom 3o. Juli 1842 mit 1896 m Radius legte und damit das Kohlenvorkommen westlich von der Moldau über Brandeisl und Kladno bis Druzec deckte. Zahlreiche Bohrungen, die meistens mit Erfolg endeten, führten endlich zur Abteufung von Schächten, zunächst des Michael- und Layerschachtes in Brandeisl, welche in 23g m Teufe das Flötz mit 6 m Mächtigkeit im Jahre 1852 erreichten, jedoch bereits ausgebaut sind. Der im Jahre 1850 angeschla­gene Thinnfeldschacht (Nr. I) erreichte im Jahre 1854 das Flötz mit um Mächtigkeit in einer Teufe von 296 m.

Im Jahre 1855 erwarb die k. k. priv. österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft, nunmehr «priv. österr.-ungar. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft», das bis dahin dem Staate gehörige Brandeisl-Kladnoer Areal. Sie betrieb die obigen Schächte weiter, teufte den im Jahre 1842 vom k. k. Aerar angeschlagenen Kübeckschacht (Nr. II) weiter ab und erreichte in demselben bei einer Schachtteufe von 359 m das Flötz, welches an dieser Stelle eine Mächtigkeit von 11 m aufwies. Die Gesellschaft errichtete nachher selbst im Kladnoer Kohlenbecken sechs neue Schächte, und zwar: Pruhonschacht (Nr. III), angefangen im Jahre 1858; derselbe erreichte das Flötz im Jahre 1862, also nach vier Jahren, in einer Teufe von 265 m, mit 5 m Mächtigkeit, welches seit dem Jahre i8g3 ausgebaut ist; Bressonschacht (Nr. IV), im Herbst 1868 angefangen, erreichte das 8 m mächtige Flötz in 292 m anfangs 1871, d.h. nach kaum-zweieinhalb Jahren; Engerthschacht (Nr. V), ebenfalls im Herbst 1868 angeschlagen, erreichte nach 400 m das Flötz, welches hier 10 m Mächtigkeit hatte, im October 1872, d. h. nach vier Jahren; Barreschacht (Nr. VI), angefangen im März 1872, erreichte das Flötz mit um Mächtigkeit nach 320 m im Mai 1875, also in etwas mehr als drei Jahren; endlich Ronnaschacht (Nr. VII), welcher im Juni 1882 angeschlagen wurde und in einer Teufe von 3g3 m im April 1885 das hier 8 m messende Flötz erreichte; Schacht (Nr. VIII), -welcher am 1. Juli 1897 angeschlagen wurde, sich dermalen in Abteufung befindet und zur Zeit 160 m Teufe erreicht hat. An Aufschlussbauten sind mehrfache Bohrungen in Betrieb. Dieses rasche Aufeinanderfolgen des Abteufens neuer Schächte ist der beste Beweis der Energie, mit welcher die priv. österr.-ungar. Staats-Eisen­bahn-Gesellschaft den Aufschluss des von ihr angekauften Kohlenterrains förderte. Zugleich wurden auch ansehn­liche Summen für die oberirdischen Installationen verwendet, nachdem die Schächte gegenwärtig mit 74 Stück Dampfkesseln und 24 Stück Dampfmaschinen, welche insgesammt 3700 HP repräsentiren, ausgerüstet sind. Ausser­dem sind die Schächte mit den modernsten Separations- und Waschanlagen versehen und werden in nächster Zeit durch elektrische Einrichtungen in umfassendster Weise gehoben.

Vom Jahre 18551898 producirten die Gruben im Ganzen 20,381.646 f. Die Brandeisl-Kladnoer Kohle dient insbesondere zur Versorgung der zahlreichen böhmischen Zuckerfabriken; sie wird ausserdem für verschie­dene andere Industrien und beim Betriebe der Linien der priv. österr.-ungar. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft verwen­det und erstreckt ihr Absatzgebiet ausserhalb Böhmens bis nach Sachsen, Preussen, Bayern, Mähren, Ober- und Niederösterreich, Kärnten und Tirol.

An Nebenproducten werden pro Jahr 4000 t feuerfesten, bis an die Ostsee, den Rhein und Südungarn gehenden Thons, sowie ca. 2,000.000 Ziegel, erzeugt.

Den Kohlenwerken ist eine Drahtseilfabrik angegliedert, welche für eigenen und fremden Bedarf jähr­lich ca. 100.000 kg Eisen- und Stahldrahtseile erzeugt.

Die Anzahl der in den Kohlenbergwerken und Fabriken von Brandeisl-Kladno beschäftigten Arbeiter beziffert sich auf ca. 4000, von denen beiläufig ein Drittel in gesellschaftlichen Wohnungen untergebracht ist.

Es sei schliesslich angeführt, dass der noch weit grössere gesellschaftliche Besitz an Berg- und Hütten­werken und Domänen in Südungarn (Krassö-Szörönyer Comitat) mit den Hauptproductionsstätten in Resicza, Anina, Oravicza, Moldova, Bogsan etc. situirt und einer Generaldirection in Budapest (Generaldirector königlich­ungarischer Ministerialrath F. Förster) unterstellt ist.

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