STABILIMENTO TECNICO TRIESTINO

TRIEST.

as im Jahre 1857 gegründete Etablissement, ursprünglich nur eine bescheidene Baustätte für Holz­schiffe, ist im Laufe der Zeit zu einer ausgedehnten Werfte angewachsen und bildet mit seiner grossen Maschinenfabrik heute eine Anlage, welche auch den weitgehendsten Ansprüchen unserer Zeit in jeder Beziehung gewachsen ist. Der Entwicklungsgang des Unternehmens spiegelt deut­lich den Aufschwung unserer einheimischen Rhederei wieder; in seiner Ausgestaltung hat es mit allen Verbesserungen auf dem Gebiete der Schiffsbaukunst gleichen Schritt gehalten.

Vom maassgebenden Einflüsse auf das Gedeihen des Unternehmens war die Unterstützung, welche ihm seitens der k. u. k. Kriegsmarine von Anbeginn seiner Thätigkeit zutheil wurde. Die Aufträge von dieser Seite waren es vor allem, die dem Etablissement die Möglichkeit boten, nach und nach eine solche Ausdehnung anzu­nehmen, dass die k. u. k. Kriegsmarine, gestützt auf die Leistungsfähigkeit ihres eigenen grossen Arsenals in Pola und des Stabilimento Tecnico Triestino, heute, selbst im Falle aussergewöhnlicher Bedürfnisse, vom Auslande unabhängig ist. Diese Thatsache erscheint in wirthschaftlicher Beziehung von grosser Bedeutung, wenn man be­denkt, welche Summen dadurch der heimischen Industrie zufliessen und dem Nationalvermögen erhalten bleiben. Kaum eine andere Industrie wirkt auf alle Gewerbzweige so befruchtend ein wie die Schiffsbau-Industrie. Durch die Mannigfaltigkeit der zum Baue und zur Ausrüstung eines modernen Kriegsschiffes oder eines Handelsdampfers benöthigten Materialien und Gegenstände hat die Gross-Industrie ebenso wie das Kleingewerbe und das Hand­werk an dem Gedeihen eines Schiffsbau-Unternehmens das lebhafteste Interesse. Auch die grosse Zahl der in allen Theilen des Etablissements beschäftigten Arbeiter spricht für die nationalökonomische Bedeutung eines solchen einheimischen Unternehmens. An dieser Stelle sei, um die Entwicklung des Stabilimento Tecnico Trie­stino zu illustriren, erwähnt, dass dasselbe im ersten Jahre 515 Arbeiter beschäftigte, heute aber mehr als 2400 Arbeitern Verdienst bietet.

Es würde dem knapp zugemessenen Raume wohl nicht entsprechen, hier die ganze grosse Zahl von Schiffen aller Art detaillirt aufzuführen, welche das Stabilimento Tecnico Triestino im Verlaufe seines Bestandes für Kriegs- und Handelszwecke, für einheimische und ausländische Rechnung auf seinen Stapeln gebaut hat. Es sei nur erwähnt, dass von den bis nun ihrem Elemente übergebenen 320 Fahrzeugen 45 für die k. u. k. Kriegsmarine, und zwar die Kanonenboote: «Gemse», «Grille», «Dalmat», «Hum» und «Velebich»; die Holzcorvette: «Niklas Zriny»; die Holzfregatten: «Novara» (Umbau), «Radetzky» und «Laudon»; die Torpedoboote I. Classe: «Harpie», «Gaukler», «Flamingo», «Marabu», «Weihe» und «Secretär»; das Hochsee-Torpedoboot: «Trabant»; der Torpedo­jäger: «Tiger»; die Torpedo-Depotschiffe: «Spalato» und «Lussin»; das Minen-Depotschiff: «Salamander»; der Raddampfer: «Taurus»; die gepanzerten Schlachtschiffe: «Habsburg», «Custozza», «Don Juan dAustria», «Kaiser Max», «Tegetthoff», «Erzherzogin Stephanie», «Kaiser Franz Josef I.», «Kaiserin und Königin Maria Theresia», «Wien», «Budapest» und «Kaiser Karl VI.», ferner 6 Tender und 7 Dampfbarcassen, zu verschiedenen Diensten bestimmt, mit einem Gesammtgehalte von 80.000 t und 120.000 HP, aus diesen Werken hervorgegangen sind.

Im Jahre 1896 wurde von der Anstalt die Yacht «Ossero» für Se. kais. u. kön. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Carl Stefan gebaut.

Schliesslich lieferte dieselbe vorzügliche Schiffe für die Kriegsflotten der Türkei, für Griechenland, Argen­tinien und Uruguay.

Gegenwärtig befinden sich auf dessen Stapeln in S. Marco für Rechnung der k. u. k. Kriegsmarine zwei bedeutende Schlachtschiffe von je 8340 t Deplacement und Zwillingsmaschinen von je 12.000 HP.