noch an andere Professionisten vergeben werden, und überdies war von dem fabriksmässigen Charakter der Pro­duction, welche den modernen Wagenbau auszeichnet, noch keine Spur, die Anwendung der Dampfkraft, der Ge­brauch besonderer Specialmaschinen noch unbekannt.

Es ist das Verdienst Sebastian Armbrusters, die alten Formen allmälig in die den Neuerungen auf allen übrigen Gebieten der Industrie entsprechenden Bahnen übergeleitet und die bescheidene Werkstätte, die er übernommen hatte, in ein modernes Fabriksetablissement umgestaltet zu haben. Diese Wandlung vollzog sich natürlich nur schrittweise, und es können die einzelnen Etappen hier nicht besonders zur Besprechung gelangen; so sei als einer der bedeutendsten Abschnitte in diesem Umwandlungsprocesse nur das Jahr 1878 genannt, in welchem vom Hand- betriebe abgegangen wurde und die Dampfkraft Einzug in die Arbeitsstätten hielt.

Wichtig sind auch die Jahre 1888 und 1889, in denen Sebastian Armbruster eine umfassende Umgestaltung der Fabriks- und Lagerräume durchführte. Das war die letzte That des schaffensfreudigen Mannes; denn schon wenige Monate nach der Vollendung des Umbaues wurde seinem Wirken durch den Tod ein Ziel gesetzt. Es über­nahmen jetzt seine Söhne Anton und Carl die Leitung der Firma.

Der gegenwärtige Zeitpunkt ist wieder ein bedeutungsvoller. Im heurigen Jahre wurde nämlich der voll­ständige Umbau des Fabriksetablissements beendet, welchen die beiden Chefs im vorigen Jahre in Angriff genommen hatten. Auf einem ausgedehnten Complexe zwischen der Müllner- und Porzellangasse im IX. Bezirke, wo sich auch die frühere Betriebsstätte befand, erhebt sich das neue imposante Gebäude mit seinen nach den beiden genannten Gassen gerichteten Fronten. Die bebaute Fläche beträgt 3463 m 2 . Die Werkstätten und Lagerräume sind im Sou­terrain und den vier Stockwerken untergebracht.

Dieselben communiciren untereinander durch zweckmässige Personen- und Lastenaufzüge. Ganz besondere Aufmerksamkeit wurde der Anschaffung aller modernen Arbeitsmaschinen gewidmet. Die Betriebskraft liefern Dampfmaschinen und zum Theil auch Elektromotoren. Die neuen Werkstätten zeichnen sich durch ihre muster­hafte Ausstattung mit allen erdenklichen hygienischen Einrichtungen aus, auch die elektrische Beleuchtung ist in sämmtlichen Localitäten installirt.

In der neuen Fabrik können sämmtliche Wagentheile vollständig hergestellt werden, wobei 150 bis 200 Ar­beiter Beschäftigung finden. Die jährliche Productionsfähigkeit beträgt 200 bis 250 Wagen. Die Lagerräume können deren 3oo aufnehmen.

Die Fortschritte in der Fabrication, welche eine Steigerung der Productionsfähigkeit und dabei eine noch grössere Eleganz und Exactheit in der Ausführung der Fabrikate mit sich brachten, trugen dazu bei, die Absatz­gebiete der Firma auszudehnen und ihren Kundenkreis zu erweitern. Die Erzeugnisse fanden in alle Welttheile Eingang, sie wurden in sämmtliche Länder des Continentes, aber auch nach Indien, Süd- und Nordamerika, Bra­silien, Egypten, Capland, selbst nach Australien exportirt.

Im Jahre 1876 wurde Sebastian Armbruster der Titel eines k. u. k. Hoflieferanten verliehen, und hatte die Firma wiederholt die Ehre, für den Gebrauch Sr. Majestät des Kaisers, weiland Ihrer Majestät der Kaiserin, für weiland Kronprinzen Rudolf, die Kronprinzessin Stephanie, die Erzherzogin Elisabeth, den Erzherzog Friedrich Wagen zu liefern. Nebstdem wurden Fahrzeuge für verschiedene Dienste des Allerhöchsten Hofes angefertigt.

In jüngster Zeit befasst sich die Firma auch mit dem Bau von Automobilen.

Zahlreiche auswärtige Potentaten zogen die Firma ebenfalls zur Ergänzung ihres Wagenparkes heran, darunter Se. Majestät Kaiser Wilhelm I. von Deutschland, König Carol von Rumänien, König Georg von Griechenland, Se. königl. Hoheit Fürst Ferdinand von Bulgarien, Se. königl. Hoheit der Erbprinz von Meiningen, der Herzog von Oldenburg, Herzog Theodor von Bayern, der Herzog von Braganza, der Sultan von Jahore etc. etc.

Im Jahre 1887 wurde der Firma der griechische Hoftitel verliehen.

Es ist bei dem internationalen Charakter des Absatzmarktes selbstverständlich, dass die Firma sich auf nahezu allen grösseren in- und ausländischen Ausstellungen betheiligte, und zwar zu Paris 1867, Wien 1873, Phila­delphia 1876, Paris 1878, Wien 1880, Melbourne 1880, Triest 1882, Adelaide 1887, Melbourne 1888, Sidney 1888, Budweis 1889, Wien 1890, Chicago i8g3, Wien 1892, 1894 und 1898. Bei allen diesen Wettbewerben erwarb sie stets die ersten Preise. Auch persönlich wurden die verschiedenen Chefs durch Se. Majestät den Kaiser mit dem goldenen Verdienstkreuz mit und ohne Krone ausgezeichnet; ferner erhielten sie den bulgarischen Civilorden etc. etc.

Se. Majestät der Kaiser gab sein besonderes Interesse für die Firma am 3. April 1893 kund, an welchem Tage er das Fabriksetablissement einer eingehenden Besichtigung würdigte.

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