PETER KLUBAL & C°
K. U. K. HOF-WAGENFABRIK
PRAG.
m Jahre 1856 wandte sich der in Prag am Wenzelsplatze etablirte Sattlermeister Leschtina der Wagenerzeugung zu. Der ursprünglich bescheidene Umfang des Betriebes wurde durch die geschäftliche Tüchtigkeit des Meisters bald erweitert, so dass Leschtina, der im Jahre 1872 starb, ein prospe- rirendes Gewerbe hinterliess, welches der bisherige Geschäftsleiter Peter Klubal an sich brachte. Der neue Besitzer vereinigte sich mit zwei in der Wagenfabrication vertrauten Männern, dem Schmiedmeister Josef Pokorny und dem Wagnermeister Wenzel Bejol, zu einer protokollirten Firma. Der Thätigkeit der drei Gesellschafter gelang es im Verlaufe der Zeit, den gewerblichen Betrieb, den sie übernommen hatten, zu einem modernen, zweckmässig eingerichteten Fabriksetablissement auszugestalten. Die unter ihrer fachkundigen Leitung hergestellten Fabrikate zeichneten sich auf gleiche Weise durch ihre Eleganz, durch solide Arbeit und Dauerhaftigkeit aus und erwarben sich in allen Kreisen den besten Ruf; sie finden nicht nur im Inlande guten Absatz, sondern werden auch nach Russland, Bulgarien, Serbien und insbesondere nach Amerika exportirt. Eine Specialität der Firma bildet die Erzeugung von Gummirädern, für welche dieselbe ein eigenes Patent erworben hat.
Im Jahre 1896 zwang eine schwere Erkrankung Peter Klubal, sich vom Geschäfte zurückzuziehen, und an seine Stelle trat sein Sohn Franz Klubal, an dessen Seite die früheren Compagnons Pokorny und Bejol weiter thätig sind.
In der kurzen Zeit der Wirksamkeit Franz Klubal’s, welcher mit akademischer Vorbildung ausgestattet und auch an praktischer Erfahrung reich die Firma übernommen hatte, erfuhr das Unternehmen eine grosse Erweiterung. Die Betriebsstätten erwiesen sich bei der stets wachsenden Nachfrage als unzureichend, und so wurde denn deren Vergrösserung in Angriff genommen. Eine Wagnerei, ein Maschinenhaus und ein Wagenmagazin wurden vollständig neu errichtet, ein Gasmotor mit 8 HP aufgestellt und die maschinelle Einrichtung überhaupt entsprechend ergänzt.
Gegenwärtig besitzt die Firma am Wenzelsplatz die Fabriksstätte mit einem Flächenausmaass von 800 Quadrat- fuss und nebstdem ein Wagenmagazin in der Mariengasse, welches 388 Quadratfuss bedeckt.
Die Fabrik vereinigt in fünf Werkstätten die Wagnerei, Schlosserei, Schmiede und Sattlerei, des weiteren befinden sich daselbst die Comptoirs, ein Wagen- und ein Materialmagazin.
Die von Franz Klubal durchgeführten Neuerungen haben eine erhebliche Steigerung der Production zur Folge gehabt, welche sich von früher 100—150 gegenwärtig auf über 200 jährlich erzeugter Wagen erhöhte; an Arbeitern sind derzeit circa 60 beschäftigt.
Besondere Erwähnung verdient das Verhältnis zwischen den Unternehmern und den Arbeitern, welches als wirklich harmonisch und geradezu patriarchalisch hingestellt werden kann. Dasselbe kommt auch in der langjährigen Dienstzeit der Angestellten zum Ausdruck, von denen zwei 28 Jahre, acht mehr als 10 Jahre und zwanzig über 6 Jahre dem Hause angehören.
Das Ansehen, welches sich Peter Klubal, der frühere Chef der Firma, durch sein industrielles Wirken bei seinen Mitbürgern erwarb, kann daran ermessen werden, dass ihn dieselben im Jahre i883 zum Mitglied der Prager Stadtvertretung wählten.
Im Jahre darauf wurde er, als erster in Böhmen, mit dem Titel eines k. u. k. Hof-Wagenfabrikanten ausgezeichnet, welcher Titel am 17. Februar 1897 auf seinen Sohn Franz übertragen wurde.
Auf der böhmischen Landesausstellung zu Prag erwarben sich die Erzeugnisse der Firma die höchste Auszeichnung, das Ehrendiplom des k. k. Handelsministeriums.