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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
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A. WEISER & SOHN

KAIS. PERSISCHE HOFLIEFERANTEN WAGENFABRIK WIEN.

m Jahre i83g gieng Anton Weiser sen., welcher während seiner zehnjährigen Dienstzeit als Werk­führer bei der berühmten alten Firma Laurenzi & Co. vollauf Gelegenheit gehabt hatte, in der Wagenerzeugung reiche Erfahrungen zu sammeln, daran, ein eigenes Geschäft zu errichten.

Er begründete dasselbe im bescheidensten Maasstabe in der ehemaligen Vorstadt Alser­grund, im sogenannten Rothen Hause. Die Verhältnisse waren dazumal günstiger als heute für Männer, welche zwar keine grossen Mittel aufbieten konnten, aber rührig und fachtüchtig ihr Gewerbe betrieben, und so gelang es auch Anton Weiser sen. durch jahrelanges rastloses Streben, durch emsigen Fleiss und stete Hochhaltung reeller Geschäftsprincipien, die kleine Wagnerwerkstätte, in der er begonnen hatte, allmälig in ein Etablissement umzugestalten, dessen guter Ruf in ferne Länder drang.

Die ursprünglichen Betriebsstätten erwiesen sich nach vierundzwanzigjähriger Thätigkeit als zu eng, und da sie sich zu einer entsprechenden Ausgestaltung als nicht geeignet erwiesen, musste sich Anton Weiser im Jahre 1862 entschliessen, den Ort, wo er seine Selbständigkeit begründet hatte, zu verlassen, und siedelte sich wieder am Alsergrund, in der Porzellangasse 19 an, wo die Firma heute noch besteht.

Der Umzug bot Gelegenheit, die neuen Werkstätten den inzwischen zur Geltung gekommenen Principien der modernen Erzeugungsweise entsprechend einzurichten und dadurch die Leistungsfähigkeit der Firma mit einem Schlage um ein Beträchtliches zu steigern. Die Arbeitsräume zu ebener Erde wurden mit den mannigfachen zur Wagenfabrication erforderlichen Maschinen reichlich ausgestattet, und auch für die Unterbringung der fertigen Erzeugnisse wurde durch Anlage geräumiger Wagensäle im ersten und zweiten Stockwerke entsprechend gesorgt.

Im Jahre 1869 nahm Anton Weiser sen. seinen gleichnamigen Sohn, den er schon früh zu seinem Nach­folger ausersehen hatte, und welcher von Kindheit an im Geschäfte thätig gewesen war, in die Firma auf, die von da ab A. Weiser & Sohn lautete.

Anton Weiser sen. erlebte noch die Freude, für sein gewerbliches und gemeinnütziges Wirken die Werth­schätzung seiner Mitbürger darin zum Ausdruck gebracht zu sehen, dass ihm der Gemeinderath der Stadt Wien im Jahre 1872 die grosse goldene Salvatormedaille verlieh; auch von Seite Sr. Majestät des Kaisers erfuhr er eine Anerkennung seiner Leistungen, indem ihm im Jahre 1874 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen wurde. Im Jahre 1879 schloss er seine Augen zur ewigen Ruhe.

Nach dem Tode des Begründers der Firma übernahm dieselbe sein Sohn und langjähriger Mitarbeiter Anton Weiser jun. Derselbe ist eifrig bemüht, das väterliche Erbe den alten Traditionen gemäss fortzuführen und den guten Namen der Firma und ihrer Erzeugnisse zu bewahren. Seine Bemühungen waren und sind von Er­folg gekrönt. Die Firma zählt im Inlande den Allerhöchsten Hof, die höchsten, hohen und bürgerlichen Kreise zu ihren Kunden. Auch nach dem Auslande erfreuen sich die Erzeugnisse eines lebhaften Exportes; so wurde z. B. im Jahre 1894 der gegenwärtige Chef Herr Anton Weiser jun. vom Schah von Persien zum kaiserlich per­sischen Hof-Wagenfabrikanten ernannt und ihm für seine zufriedenstellenden Arbeiten die Medaille des Sonnen- und Löwen-Ordens verliehen.

Zum Schlüsse sei noch des schönen Verhältnisses zwischen dem Chef und seinen Arbeitern gedacht, welche dem Hause durchwegs lange Jahre, zum Theile Decennien angehören.

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