OESTERREICHISCHE ERFINDUNGEN AUF ELEKTROTECHNISCHEM GEBIETE.

eit die NTaturforschung den Weg unfruchtbarer philosophischer Speculationen verlassen und den der Beobachtung und des Experimentes betreten hat, hat sie einen reichen Schatz von Erfahrungen und darauf beruhenden naturwissenschaftlichen Kenntnissen gesammelt, und die praktische Verwerthung dieser Kenntnisse, insbesondere auf den Gebieten der Mechanik, der Physik und der Chemie, hat jene durchgreifende Umgestaltung aller Lebensverhältnisse und staat­lichen Einrichtungen herbeigeführt, die den Culturzustand der Gegenwart kennzeichnet.

Den Weg zu diesen Errungenschaften haben die technischen Wissenschaften gebahnt. Die jüngste unter diesen und doch schon eine der umfangreichsten hat die praktischen Anwendungen auf dem Ge­biete der Elektricität zum Gegenstände und wird deshalb als Technologie der Elektricität oder «Elektro­technik» bezeichnet.

Die Elektrotechnik umfasst selbst wieder mehrere umfangreiche Zweige, über die wir uns am besten durch eine kurze Betrachtung ihres Entwicklungsganges einen Ueberblick verschaffen können.

Dabei ist bemerkenswerth, dass jene Zweige der Elektrotechnik, die zuerst zu einer grösseren praktischen Wichtigkeit gelangt sind (Galvanoplastik, Telegraphie), auf der Anwendung von verhältnis­mässig schwachen Strömen beruhen («Schwachstromtechnik»), während die Entwicklung der sogenannten «Starkstromtechnik» (elektrische Beleuchtung, Kraftübertragung, Elektrometallurgie) einem um etwa 3o Jahre später beginnenden Zeitabschnitte angehört.

Obgleich dieser Aufsatz vornehmlich dasjenige besprechen soll, was Oesterreich zu den Fort­schritten der Elektrotechnik beigetragen hat, so glaube ich doch den Entwicklungsgang der Elektro­technik im Allgemeinen dabei stets im Auge behalten und in diesen Rahmen dasjenige einfügen zu sollen, was sich auf Oesterreich bezieht, denn nur im Zusammenhänge mit dem Ganzen kann die Be­deutung des Einzelnen richtig erkannt und beurtheilt werden.

Da jedoch das Telegraphen- und Telephonwesen in einem anderen Abschnitte dieses Werkes behandelt werden und die Galvanoplastik und Elektrometallurgie in das gleichfalls einem besonderen Abschnitte zugewiesene Gebiet der chemischen Gross-Industrie gehören, kann ich mich auf jene Theile der Starkstromtechnik beschränken, die man unter der Bezeichnung der mechanischen Elektrotechnik zusammengefasst hat. In einem Anhänge mögen dann noch die Sprengtechnik und die Geschichte der Blitzableiter eine kurze Erwähnung finden.

Aber auch innerhalb dieser engeren Begrenzung wird nur dasjenige erwähnt werden können, was eine grössere principielle oder praktische Wichtigkeit erlangt hat.

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