graphen-Inspectors Militzer in Wien Gelegenheit erhalten, mit Benützung von Telegraphenlinien Funkenzündungen auf grosse Entfernungen zu versuchen, bei welchen eine in Wien eingeschaltete Marcus’sche Zündpatrone mittelst eines in Prag eingeschalteten dynamoelektrischen Funkenzünders von Siemens & Halske jedesmal zur Explosion gebracht wurde.
Da der in Prag verwendete Funkeninductor bei Kurzschluss nur 4 mm Schlagweite hatte, waren die Entladungen in Wien infolge der Stromverluste auf den Telegraphenlinien so schwach, dass sie zwischen Drahtspitzen keine sichtbaren Funken mehr erzeugten. Dass sie dennoch die Explosion empfindlicher Patronen bewirkt haben, kann als eine Bestätigung der von Professor Pfaundler aufgestellten Ansichten über die Molecularzustände explosiver Körper angesehen werden.
Wenig bekannt ist die Priorität Oesterreichs in der Anwendung der Blitzableiter.
Sechs Jahre früher, als in Amerika, und acht Jahre früher, als in England Blitzableiter errichtet wurden, nämlich schon im Jahre 1754 (15. Juni), hat der Prämonstratenser-Ordenspriester Prokop Divisch, Pfarrer zu Branditz bei Znaim in Mähren, einen Blitzableiter, den ersten in Europa, aufgestellt, nachdem er schon im Jahre 1750, also gleichzeitig mit Franklin, ohne jedoch von diesem etwas zu wissen, auf den Gedanken kam, auf die ihm aus eigenen Versuchen wohlbekannte Spitzenwirkung die Herstellung von Blitzableitern zu gründen.
Die Unabhängigkeit des genannten Erfinders von Franklin zeigt sich auch in dem Umstande, dass der Blitzableiter von Divisch, von ihm meteorologische Maschine genannt, von ganz anderer, eigen- thümlicher Form war als der Franklin’sche Blitzableiter. Er bestand nämlich aus einer auf einem hölzernen Maste befestigten und durch Ketten mit der Erde leitend verbundenen Eisenstange, die mit vier eisernen kreuzförmigen Seitenarmen versehen war, die zwölf Büschel von zahlreichen eisernen Spitzen trugen, während der Franklin’sche Blitzableiter bekanntlich eine mit der Erde leitend verbundene, in eine einfache Spitze auslaufende eiserne Stange ist.
Das unwissende Landvolk zerstörte schon im Jahre 1760 den Blitzableiter von Divisch, weil es alle der Landwirthschaft ungünstigen Witterungsereignisse der Wirkung dieses Blitzableiters zuschrieb.
Bemerkenswerth ist noch, dass Divisch aus Anlass des bekannten Unfalles, der den Professor Richmann in Petersburg betroffen hat, eine Abhandlung an die Berliner Akademie richtete, in der er die Gefährlichkeit von Fangstangen, die nicht zur Erde abgeleitet sind, theoretisch darlegte. Die Abhandlung blieb unbeantwortet, aber Divisch hat durch dieselbe die Klarheit und Richtigkeit seiner Ansichten über die wesentlichen Eigenschaften eines zweckmässigen Blitzableiters beurkundet. Bemerkenswerth ist auch noch, dass die von Divisch vorgeschlagene Einführung seiner Wetterableiter infolge eines Gutachtens der in Wien darüber zu Rathe gezogenen Autoritäten nicht zu Stande kam.
Divisch war auch der Erste, der die Wirkung eines Blitzableiters auf ein Gewitter beobachtet und beschrieben hat, wozu er schon am Tage der Errichtung seines Blitzableiters Gelegenheit hatte.
Höchst wichtige und interessante Aufschlüsse über die atmosphärische Elektricität verdanken wir den denkwürdigen Beobachtungen und classischen Untersuchungen Franz Exner’s in Wien.
Lehrreiche Studien und Versuche, die sich auf die Theorie der Blitzableiter beziehen, haben die österreichischen Physiker Mach und Zenger veröffentlicht.
Um die sachverständige und zweckmässige Ausführung von Blitzableiteranlagen hat sich die Firma Deckert & Homolka in Wien vielfach verdient gemacht.
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