Kraft vorräthig war, und lange zählte die Firma Siemens & Halske die österreichischen Industriellen zu ihren Kunden, bevor dem Privaten die Möglichkeit geboten wurde, die Vortheile des elektrischen Lichtes in seinem Hause zu erproben.

Die erste Anstalt in Oesterreich, um die elektrische Beleuchtung allgemein zugänglich zu machen, wurde, wenn auch anfangs mit bescheidenen Mitteln, im Jahre 1887 in Salzburg gebaut. Die rege Theilnahme in allen Kreisen der Bevölkerung liess bereits damals den Plan reifen, in Wien ein ähnliches Werk zu gründen. Einem für die Durchführung dieses grossen Projectes errichteten Bureau eröffnete sich bald ein weites Feld der Thätigkeit, indem nicht nur die grossen Elektricitätswerke der Allgemeinen österreichischen Elektricitäts-Gesellschaft in Wien, sondern auch eine Reihe von anderen grossen Werken aus derselben Quelle ihren Ursprung hatten und sich würdig den bedeutendsten Schöpfungen Europas auf diesem Gebiete anreihen.

Die Arbeiten für die Elektricitätswerke der Allgemeinen österreichischen Elektricitäts-Gesellschaft wurden im Jahre 1888 begonnen. Obwohl die Anlage, nachdem noch keinerlei finanzielle Ergebnisse von Elektricitäts- werken Vorlagen, anfangs in geringerem Umfange ausgeführt wurde, lag schon damals die Idee zu Grunde, sämmtliche Wiener Bezirke von einer Station aus mit Gleichstrom zu Licht- und Kraftzwecken zu versorgen. Um ein so umfangreiches Consumgebiet auf die genannte Weise zu beherrschen, war es vor allem erforderlich, mit den bisherigen Stromvertheilungssystemen zu brechen und mit einer neuen Anordnung vor die Oeffentlichkeit zu treten. Das sogenannte Fünfleitersystem, welches damals trotz vieler Einwände zum ersten Male zur Anwendung kam, hat inzwischen seine Probe glänzend bestanden, und dürfte es schon deshalb von Interesse sein, eine kurze Geschichte dieses Werkes zu veröffentlichen. Die erste Station der Allgemeinen österreichi­schen Elektricitäts-Gesellschaft befand sich im I. Bezirke, Neu­badgasse. Anfänglich mit 500 HP der Maschinenanlage und mit 120 Z/P-Accumulatoren arbeitend, erwies sich das Werk bald als zu schwach. Es folgten in kurzen Zwischenräumen zwei Dampf­dynamos von je 520 HP, sowie zuerst eine Accumulatorenbatterie von 520 HP und in weiterer Folge eine solche von 120 HP. Es standen somit schon 2 3 00 HP den Consumenten zur Verfügung, allein im Jahre 1894 hatte die Centralstation bereits die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht, und es musste an den Bau eines neuen Werkes geschritten werden, da die beschränkten Räum­lichkeiten in der Neubadgasse eine weitere Vergrösserung nicht mehr zuliessen. Mit dem Frühjahre 1892 begannen die Bauten der Centralstation in der Oberen Donaustrasse im II. Bezirke.

Die Betriebseröffnung erfolgte mit vier Dampfdynamos von je 700 HP, an welche sich in jedem Jahre weitere Maschinen gleicher Grösse anreihten. Nach sechsjährigem Bestände dieses Werkes war die Maschinenleistung bereits auf 8400 HP angewachsen, und 26 Dampfkessel mit einer gesammten Heizfläche von 6000 m 2 stan­den in den Wintermonaten von 18971898 allabendlich im Feuer.

Der Winter 1898 sah die Anlage wieder um zwei Dampfmaschinen von je 1500 HP vergrössert, und somit hat das Kabelnetz aus den bestehenden zwei Stationen die Kraft von 13.720 HP zu vertheilen. Abgesehen vom VI. und VII. Bezirk, welche die Elektricität aus dem Werke der Wiener Elektricitäts-Gesellschaft beziehen, sind in allen alten Wiener Bezirken Consumenten der Allgemeinen österreichischen Elektricitäts-Gesellschaft. Von den neuen Bezirken sind bis jetzt Döbling und Hernals in das Consumgebiet einbezogen worden.

Besonders erwähnt muss noch werden, dass die Stromlieferung für die etwa 1 o km lange, auf elektrischen Betrieb umgewandelte Transversalstrecke der Wiener Tramway von den Maschinen der Centralstation in der Leopoldstadt besorgt wird.

Bevor noch die Werke der Allgemeinen österreichischen Elektricitäts-Gesellschaft dem Betriebe übergeben wurden, begann der Bau dreier weiterer bedeutungsvoller Anlagen. Es sind dies die Budapester Stadtbahn, die Elektricitätswerke in Mariahilf in Wien und das städtische Elektricitätswerk in Trient.

Das Elektricitätswerk der Stadt Trient verdient deshalb eine besondere Beachtung, weil daselbst seitens einer Communalverwaltung zum ersten Male der Versuch gemacht wurde, eine bedeutende Wasserkraft zum Betriebe eines Elektricitätswerkes heranzuziehen. Ungefähr 2 km vom Mittelpunkte des Consumgebietes entfernt entstand die von einem Wasserfalle des Fersinabaches gespeiste Turbinenanlage. Sieben Turbinen von je i3o HP, jede mit einer Dynamomaschine zusammengebaut, mussten nach und nach in Betrieb genommen werden, und als die Wasserkraft nicht mehr ausreichte, wurden noch Accumulatoren für eine Leistung von 200 HP aufgestellt und somit die Ge- sammtleistung des Werkes auf 1100 HP gebracht. Der Consum erreichte jedoch im Jahre 1897, nachdem über 10.000 Glühlampen und gegen 400 HP an Elektromotoren angeschlossen waren, eine Höhe, welche wohl niemand erwartet hatte. Die Wasserkraft, die für die Zwecke Trients als unerschöpflich galt, war vollkommen ausgenützt, und es wurde die erste Dampfmaschine aufgestellt. Es zeigte sich hier, wie in allen ähnlichen Fällen, die auf-

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Elektrischer Aufzug in Salzburg.

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