Dem Besitzer genügten jedoch die in der Vaterstadt erzielten Erfolge keineswegs; in dem festen Bewusstsein, Instrumente hersteilen zu können, die nicht nur den hervorragendsten inländischen, sondern auch berühmten aus­ländischen Fabrikaten ebenbürtig zur Seite stehen, betrat er 1880 den heissen Boden von Wien, um dort eine Zweig­niederlassung zu gründen; diese prosperirte dermaassen, dass sie bereits 1884 ins eigene Haus, I., Führichgasse 4, übersiedeln konnte.

Seinen Fieblingsplan, in Reichenberg einen eleganten, gut akustischen Claviersalon zu errichten, vermochte Proksch erst i8go zu verwirklichen; allerdings ist aus dem ursprünglich gedachten Claviersalon, der auch Auf­führungszwecken dient und gegen 3oo Personen fasst, etwas ganz Anderes geworden: ein nach den Plänen des k. k. Baurathes Neumann in Wien durchgeführter Prachtbau, den Josef Proksch bescheidentlich ein «Kaufhaus» nennt. Dieses Kaufhaus ist jedoch nicht nur eine Zierde Reichenbergs geworden, es ist auch ein richtiger Mo­numentalbau, der schon ungezählte Kenner und Freunde ästhetischer Baukunst durch sein harmonisches Ineinan­dergreifen vornehmer, nirgends aufdringlicher Früh-Renaissance entzückt hat. Zu Ehren seiner Gattin Anna, einer Tochter des Grossindustriellen Ferdinand Kahl, nannte Josef Proksch diesen Bau den «Annahof».

Im Laufe der letzten Jahre wurde die Firma A. Proksch mit verschiedenen Auszeichnungen bedacht; 14 beschickte Ausstellungen brachten ihr erste Preise, goldene und silberne Medaillen, Staats- und Kammerpreise. Ja noch mehr: die Jury der 1893 in Chicago stattgehabten Ausstellung verlieh ihr die einzige Auszeichnung, welche österreichisch-ungarischen Clavieren zutheil wurde, nämlich die grosse Medaille und das Diplom.

Das Renommee der Proksch-Claviere, von denen bisher über 7000 Stück fertiggestellt wurden, äusserte sich erfreulicherweise auch darin, dass sich Mitglieder des hohen Kaiserhauses ihrer bedienten, und dass die ersten Pianisten der Gegenwart, wie Emil Sauer, Eugen dAlbert, Alfred Grünfeld, Sofie Menter, Therese Careno u. a. m. diese Instrumente spielten und wärmstens empfahlen.

miM

lim Mi«

-n

Annahof in Reichenberg.

272