bei der Raschheit und Gewalt, mit der die Rückdrehung erfolgt, nicht nur Verletzungen der Hand, sondern zuweilen geradezu die Invalidität der Person zur Folge hatte.

Wir haben in vorstehender Skizze den Aufschwung und die heutige Vollkommenheit der Brücken- waagen-Industrie und deren Erzeugnisse geschildert, und es ist im höchsten Maasse erfreulich, constatiren zu können, dass die Entwicklung der Fabrication der kleineren Waagen dabei nicht zurückgeblieben ist.

Von geradezu epochaler Bedeutung für die Waagenindustrie war die in den Beginn der Siebziger­jahre fallende Erfindung der oberschaligen Balance- oder Tafelwaage, die heute fast überall an die Stelle der viel Raum beanspruchenden stehenden Balkenwaagen getreten ist, und welche die früher haupt­sächlich bei Händlern mit Specereien allgemein gebrauchte Holländerwaage nahezu vollständig ver­drängt hat.

Von hohem Interesse ist ferner für den Sachverständigen und geradezu unfasslich für den Laien die Entwicklung der Präcisionswaagen-Industrie, für die es heute ein Kinderspiel ist, Waagen herzu­stellen, die dem Chemiker und Analysator mit der denkbar grössten Sicherheit und Genauigkeit das Gewicht von «Lasten» anzeigen, die etliche Zehntausendstel eines Grammes nicht übersteigen.

Von allgemeiner Bedeutung und noch höherem Interesse sind die zahlreichen und zum Theile recht bedeutenden Erfindungen auf dem Gebiete der automatischen Wägemittel, von welchen einzelnen heute schon eine grosse Zukunft prophezeit werden kann, umsomehr als sich die davon im praktischen Gebrauche befindlichen zahlreichen Exemplare vollständig bewähren.

Zuvörderst sind da von Wichtigkeit diejenigen Wägeapparate, welche, auf den verschiedensten und gedankenreichsten Principien basirend, zur selbstthätigen und ungemein schnellen Feststellung und Verzeichnung des Gewichtes gleichartiger Waarenmassen dienen.

Wir haben dabei hauptsächlich die automatischen Decimalwaagen für Kornfruchtwiegungen, die automatischen Rübenwaagen für die Zuckerfabrication, die automatischen Gips-, Cement- und Kohlen­waagen, die elektro-automatischen Salz- und Malzwaagen, welche insgesammt bereits als gebrauchs­tüchtig erprobt sind, im Auge, sind aber überzeugt, dass auch andere, bisher wenig oder gar nicht erprobte Erfindungen auf diesem Gebiete in kurzer Zeit ihre Vollwerthigkeit bewiesen haben werden.

Aus der vom Scheunengiebel herabbaumelnden Schnellwaage, wie sie beim Regierungsantritte unseres geliebten Kaisers zum Wägen grösserer und umfangreicher Lasten üblich war, hat sich die Fuhrwerks-, Waggon- und Locomotivwaage entwickelt; Gegenstände, die vordem überhaupt nicht oder nur unvollkommen auf ihre Quantität geprüft wurden, wägen sich heute vermittelst der automatischen Waagen mit ausserordentlicher Raschheit und Sicherheit geradezu von selbst, ein mächtiger Industriezweig ist geworden, was vor 50 Jahren von wenigen kleinen zünftigen Handwerksmeistern mit geringen Mitteln und zumeist noch geringerem Verständnisse betrieben wurde.

Doppelt erfreulich dabei ist für uns, dass Oesterreich in der Waagenindustrie alle anderen Staaten weit überragt.

Allerdings steht Oesterreich, was den Waagenexport anbelangt, hinter anderen Staaten und namentlich hinter Deutschland mit seinen ungleich günstigeren und billigeren Productionsverhältnissen zurück wo immer in der Welt aber der Hauptwerth nicht auf die Niedrigkeit des Preises einer Waage, sondern auf deren Solidität, Dauerhaftigkeit und Gebrauchstüchtigkeit gelegt wird, dort kommt das österreichische Waagenfabrikat zur Geltung, dessen Vorzüge in Indien und Japan ebensosehr wie im fernsten Westen, am Belt nicht minder als an den Ufern des Nil bekannt und geschätzt sind.

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