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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
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hat, so hat sich auch die österreichische Industrie auf völlig neue technische und wirthschaftliche Grundlagen gestellt und ist dank des Schutzes von Allerhöchster Stelle eine wirthschaftliche Macht und der Stolz unseres Vaterlandes geworden. In dieser segensreichen Regierungsepoche trat die Florenzsche Fabrik in die Reihe der grossindustriellen Betriebe des Kaiserreiches.

Durch zahlreiche Erfindungen und Neuerungen, die von ihr selbst ausgegangen sind, durch die Erwerbung und Benützung von neuen technischen Productionsweisen hat die Fabrik nicht nur ihre Leistungsfähigkeit erhöht, sondern auch ihr Absatzgebiet selbst über die Grenzen der Monarchie erweitert. Auch an äusseren Ehren fehlte es der Unternehmung nicht. Josef Florenz ist heute k. u. k. Hoflieferant, Lieferant des k. k. Hauptmünzamtes und zahlreicher anderen staatlichen und öffentlichen Anstalten. Fast sämmtliche Apotheken der Monarchie, voran die k. k. Hofapotheke, sind mit Florenzschen Waagen ausgestattet, in den grossen öffentlichen Banken und Credit- Instituten, in allen privaten Bank- und Wechselhäusern stehen sie in Verwendung und werden als die präcisesten anerkannt. Die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes durch Se. k. u. k. apostolische Majestät bildet die erste und höchste Anerkennung für das Unternehmen, 66 goldene und silberne Ausstellungsmedaillen, darunter sämmtliche Weltausstellungsmedaillen, sind gleichfalls ehrenvolle Auszeichnungen von besonderem Werthe. Die Welt- und Industrieausstellungen von London 1862, Wien 1866, Paris 1867, Wien 1873, Philadelphia 1876, Paris 1878, Melbourne, Adelaide etc. sind ebensoviele Stufen der Entwicklung und Ausbreitung des commerziellen Absatz­gebietes der Fabrik. Den Florenzschen Producten wurde ferner die Medaille für Kunstgewerbe von Sr. Majestät dem Könige von Schweden und der silberne Ehrenpreis des k. k. Handelsministeriums verliehen. Auch die übri­gen zahllosen Anerkennungen bilden den deutlichen Beweis für die Vorzüge dieser Fabrikate.

Es ist unmöglich, alle Erzeugnisse der Firma aufzuzählen, ohne eintönig zu werden. Als besondere Specialitäten führen wir an: die kleinsten Handwaagen, Gold-, Silber-, Apotheker-, Tarir- und Analysenwaagen. Ausserdem alle Gattungen von Balance-, Schalen-, Decimal- und Centimalwaagen, sowie auch Centimal-Brücken­waagen mit Scala, Laufgewicht und Registrirapparat.

Das Fabriksgebäude befindet sich, sehr günstig situirt, in Wien, II., Untere Augartenstrasse 21; die Hauptniederlage, bisher I., Franz Josefsquai 3, ist jetzt I., Rothenthurmstrasse 26, Ecke der Adlergasse gelegen.

Als ein besonderer, die Leitung der Fabrik charakterisirender Umstand verdient erwähnt zu werden, dass unter den zahlreichen Bediensteten der Firma sich 12 Arbeiter befinden, welche heute bereits auf eine fünfunddreissig- jährige Dienstzeit zurückblicken und anlässlich ihrer Jubiläen durch reichliche Spenden der Firma und durch Medaillen vonseiten des Niederösterreichischen Gewerbevereines geehrt wurden.

Ohne Rast schreitet aber auch in der neuesten Zeit das Haus vorwärts. Es hat sich an der Jubiläums­ausstellung in Wien betheiligt, es rüstet zum Wettbewerb der Weltausstellung Paris 1900 und ist erst jüngst in seiner Organisation verbessert und unter eine neue Leitung gestellt worden, deren Wirksamkeit sich bereits durch technisch und finanziell vorzügliche Erfolge anerkennenswerth bemerkbar macht. So verjüngt sich dieses Unter­nehmen immer wieder, auch jetzt nach hundertdreissigjährigem Bestände, und wird wohl im kommenden Jahr­hundert seine traditionelle Tüchtigkeit und Bedeutung ebenso kraftvoll bewahren.

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