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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
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ALLGEMEINER ÜBERBLICK.

VON

JULIUS SINGER,

PRÄSIDENTEN DES VEREINES DER HOLZPRODUCENTEN, HOLZHÄNDLER UND HOLZ-INDUSTRIELLEN.

u den wichtigsten Industrien zählt unstreitig die Verarbeitung des Holzes. Wir schreiten über Brücken, Stege und Pflasterungen aus Holz, wir sitzen und liegen auf Möbeln aus Holz, in Küche und Keller, in der Werkstatt und im Salon, immer wieder begegnet uns das Holz, es begleitet den Menschen von der Wiege bis zu seinem letzten Wege.

Der ausserordentliche Reichthum unseres Vaterlandes an Wäldern hat der österreichischen Holz­industrie eine besonders grosse Bedeutung und Ausdehnung gegeben. Die Bearbeitung des Holzes zu Gebrauchsartikeln findet zumeist in kleineren Betrieben statt, deren Zahl mit 50.000 nicht zu hoch geschätzt sein dürfte. Die Lohnsumme aber, mit welcher die grösseren Betriebe an der Unfallversicherung theilnehmen, erreicht dennoch die Höhe von 16 Millionen Gulden! Die Holzbranche verfrachtete 1898 auf österreichischen Bahnen an 700.000 Waggons Waaren, und die Monarchie exportirte im Jahre 1898 354.322 Waggons ä 10.000 kg Hölzer aller Art im Werthe von mehr als 96 Millionen Gulden. Holz bildet somit einen der wichtigsten Artikel unseres Frachtverkehres und einen der stärksten Posten in unserem auswärtigen Handel.

Die Entwicklung der Holzindustrie hängt auf das innigste zusammen mit dem stetigen Ausbaue der Land- und Wasserstrassen und mit der allgemeinen Hebung der Industrie. Ihre Prosperität wirkt aber noch auf andere Gebiete des wirthschaftlichen Lebens zurück. Sie verarbeitet ein heimisches Product und steigert damit den Werth des Waldes, der bekanntlich in Oesterreich ca. ein Drittel des gesammten Grund und Bodens einnimmt. Das Nationalvermögen erfährt also durch die Holz- und Säge- Industrie in mehr als einer Beziehung eine erfreuliche Mehrung.

Die erste und wichtigste Verarbeitung des Holzes erfolgt in den Sägewerken, denn in diesen entsteht sozusagen das Halbfabricat.

Während im Jahre 1848 nur Wassersägen existirten, welche zumeist zum Verschnitte eigener Hölzer dienten, befinden sich jetzt namentlich in Galizien und in der Bukowina grosse Dampfsägewerke im Betriebe, von welchen einzelne an 5000 Waggons Holz im Jahre verschneiden. Die in den Sägewerken gezahlten Löhne haben im letzten Jahre 5,070.000 Gulden betragen.

Nach der amtlichen Industriestatistik, welche aber nur die fabriksmässigen Betriebe (mit mindestens 20 Arbeitern) umfasst, zählte man Ende 1890 400 Sägewerke mit 8419 Pferdekräften, 13.165 Arbeitern, 610 einfachen Sägegattern, 452 Bundgattern, 28 Sägegattern für Fourniere, 1023 Circularsägen,

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