FRANZ JANKOWSKY

ERSTE ÖSTERR.-SCHLESISCHE BAROCKRAHMEN- UND KEHLLEISTEN-FABRIK

TROPPAU.

er Stand der Industrie bildet den Gradmesser für den Wohlstand eines Staates, und nur dort, wo der Gewerbefleiss blüht, kann von einem Volkswohlstände gesprochen werden; demzufolge erfreuen sich auch die Repräsentanten der Industrie des höchsten Ansehens. Die Erfolge, welche die letz­tere errang, sind das Verdienst einzelner Fabrikanten, welche ihren Erzeugnissen einen so hohen Grad der Vollkommenheit zu geben wussten, dass selbe nicht nur den Bedarf im Inlande deckten, sondern auch nach dem Auslande exportirt werden konnten; in dieser Beziehung kann wohl auch auf die Erzeug­nisse der Firma Franz Jankowsky hingewiesen werden.

Ursprünglich wurde durch den Grossvater des jetzigen Besitzers 1806 eine Appretur erbaut. Dieses für die damaligen Verhältnisse vollkommen eingerichtete Etablissement wurde 1828 durch den Bau einer Spinnerei und einer Tuchfabrik erweitert. i83o wurde in diesem Unternehmen, als dem ersten in Schlesien, der Dampfbetrieb eingeführt.

Wegen localer Stockung im Tuchabsatze wurde die Spinnerei, Tuchfabrik und Appretur vom Vater des heutigen Besitzers aufgelassen und 1854 eine Dampfmühle amerikanischen Systems eingerichtet, welche gleichfalls die erste ihrer Art in Schlesien war. Diese Mühle blieb bis 1875 in flottem Betriebe.

Franz Jankowsky konnte nach erfolgter Uebernahme derselben bei ihrer damals schon überholten Einrich­tung der ungarischen Concurrenz mit den modernen Mahlsystemen nicht mehr Stand halten, ohne selbst eine mo­derne Mühlenanlage zu schaffen. Die Kosten für derartige Neuerungen, respective von Grund aus zu erfolgende Umgestaltungen wären so bedeutende gewesen, die Prosperität der Mühle durch die mächtig gewordene ungarische Concurrenz aber eine so zweifelhafte geworden, dass der Besitzer den Entschluss fasste, nach einem anderen, lohnenderen Industriezweige Umschau zu halten.

Nach vorher gemachten Studien wurde durch Franz Jankowsky 1877 der heutige Betrieb eingerichtet. Bestimmend hiefür war das Prosperiren der Fabriken gleicher Richtung in Deutschland, dann die waldreiche Um­gebung Troppaus, deren Holzgattungen sich vorzüglich für die geplante Fabrication von Rahmen und Kehlleisten eigneten. Schliesslich gab auch noch der Umstand den Ausschlag, dass die vorhandenen Fabriksbauten mit ihren grossen Sälen und ebensolchen Lagerräumen eine vorzügliche Eignung boten.

Die zu Beginn angeschafften Hilfsmaschinen, als: Hobel-, Kehl-, Schnitz-, Frais-, Schleif-, Grundir- und Ornamentenpressmaschinen, dann Band-, Circular- und Gehrungssägen mussten in den letzten Jahren, dem heutigen Stande des Werkzeugmaschinenbaues entsprechend, modern gebauten Hilfsmaschinen weichen. Bestimmend hiefür war nicht nur die Erwägung, der Concurrenz am Weltmärkte begegnen zu können, sondern auch das fortwährende Drängen der Abnehmer nach stets neuen Profilen, neuen Musterungen und Farbtönen. Ein stabiles Arbeiten auf längere Zeit ist auch schon deshalb ausgeschlossen, weil fortwährend an die Schaffung von Neuheiten gedacht werden muss, um absatzfähig zu bleiben, wodurch Neuerungen nothwendig werden, welche den ohnedies ganz limitirten Gewinn noch mehr schmälern.

Die gegenwärtigen Zoll- und Handelsbündnisse üben vorläufig noch bezüglich der Erzeugung minderer Waare auf die Geschäftslage einen ungünstigen Einfluss aus; auch die Leistungsfähigkeit Deutschlands mit seinem geschulten Arbeiterpersonale ist in Oesterreich, insbesondere in minderer Waare, noch nicht erreicht. Bei Rahmen und ornamentirten Leisten, bei welchen einzig nur die stilgerechte und geschmackvolle Ausführung maassgebend ist, ist eine hemmende Beeinflussung durch die erwähnten Bündnisse nicht zu constatiren.

Die an und für sich reine Arbeit in der Erzeugung ist im Vereine mit den grossen und luftigen Arbeits­räumen dem Arbeitspersonale zuträglich, sodass Betriebserkrankungen nicht oft Vorkommen. Es wird das ganze Jahr hindurch regelmässig gearbeitet, und sind die Lohnbezüge infolge dessen ebenfalls regelmässig, welcher Umstand dem Arbeiter sehr zustatten kommt. Auf Grund dieser Verhältnisse entfällt die Veranlassung zur Aufgabe der Stellung, und sind heute noch Arbeiter in der Fabrik thätig, welche 1877 eingetreten sind. Eine grosse Zahl der Arbeiter hat eine 5- bis 15jährige ununterbrochene Dienstzeit in der Fabrik hinter sich.

Ein wohlgeübtes Arbeitspersonale vereinigt sich in diesem Unternehmen mit einer guten Leitung, welche in der Hand bewährter Fachmänner ruht. Der Chef der Firma kann mit Genugthuung auf seine Erfolge zurückblicken.

Franz Jankowsky gehörte eine Reihe von Jahren der Gemeindevertretung von Troppau, dem Orts- und dem Bezirksschulrathe an und ist Mitglied der Handels- und Gewerbekammer. In jüngster Zeit wurde er vom Handelsministerium in die Landescommission für die Pariser Weltausstellung berufen.