ERSTE OESTERREICH1SCHE LINOLEUM-FABRIK

TRIEST.

as Linoleum, der Korkteppich, ist eine englische Erfindung aus der zweiten Hälfte unseres Jahr­hunderts. Im wesentlichen aus pulverisirtem Kork und oxydirtem Leinöl auf einer Juteunterlage hergestellt, wurde es lange Zeit hindurch nur in England erzeugt und von dort nach dem Continente exportirt. Erst vor ungefähr 15 Jahren schritten Industrielle an die Errichtung von Linoleumfabriken in Deutschland, und heute beschäftigt diese Industrie in England, Amerika, Frankreich und Deutsch­land ein Heer von Arbeitern. In England allein bestehen 26, in Deutschland 7 Fabriken.

Linoleum ist auch bereits insbesondere in England und Amerika sowohl als loser Teppich in allen Formen, als auch als fester Belag für Fussböden, Treppen und Wände in allgemeinster Verwendung; die Vortheile, die es im Vergleiche mit Holz- und Steinfussböden, sowie allen Sorten von Teppichen bietet, sind mannigfaltig: Es ist ungemein dauerhaft, dämpft den Schall der Schritte, schont durch seine Elasticität den Fuss, hat keine Fugen und bildet, insbesondere dessinirt, auch einen Zimmerschmuck.

Die grosse Verbreitung, die Linoleum in den letzten Jahren auch in Deutschland gefunden hat, von wo all­jährlich bedeutende Quantitäten nach Oesterreich importirt wurden, legte umsichtigen Männern den Gedanken nahe, auch in Oesterreich-Ungarn eine Linoleumfabrik zu errichten. Die Triester Filiale der k. k. priv. öster­reichischen Creditanstalt für Handel und Gewerbe schritt nach reiflichen Vorstudien an die Gründung der Ersten österreichischen Linoleumfabrik in Triest. Die Wahl dieses Ortes für die Errichtung der Fabrik war eine besonders zweckmässige, da die geographische Lage von Triest auch den Export nach Italien und der Levante erleichtert.

Der Bau der Fabrik wurde unter Verwerthung der neuesten Erfahrungen im Jahre 1895 in Angriff genommen, und schon in der ersten Hälfte 1896 konnte der Betrieb theilweise eröffnet werden. Der Fabrikscomplex ist an der Strasse gelegen, welche von Triest nach dem Dörfchen Servola führt, der St. Andrä-Promenade, wo in letzter Zeit so mancher Fabriksschlot aufgerichtet wurde. Nahe am Meere, ist die Fabrik auch mit den Staats­bahnen durch ein eigenes Industriegeleise verbunden und präsentirt sich, modern und geschmackvoll gebaut, von aussen und innen in freundlichster Weise. Die einzelnen Fabriksgebäude sind räumlich von einander getrennt: das Bureaugebäude mit anstossendem Magazin, die Oelküche, in welcher der Oxydationsprocess eingeleitet wird, das Korkmagazin, die Korkmühle, das Calanderhaus, der Mischraum, das Trockenhaus, die Drucksäle, endlich das Maschinenbaus mit der Dampfmaschine und den Anlagen für die elektrische Beleuchtung. Die Fabrication des Linoleums ist ein chemisch-technischer Process, der in jedem seiner Stadien Sorgfalt und Aufmerksamkeit erfordert. Ist der Linoleumstoff nach längerem Hängen im Trockenhause fertig, so kommt er entweder unbedruckt als sogenannte Uni-Waare zur Versendung oder gelangt in den Schneideraum, wo er auf die verschiedenen Grössen für Teppiche, Läufer, Vorleger u. s. w. zugeschnitten wird, um sodann im Druckhause mit stilvollen Dessins von der einfachsten bis zur achtfarbigen Zeichnung versehen zu werden. In der Muster- collection der Fabrik findet man eine ungemein grosse Auswahl, vom glatten Läufer mit Borte bis zur reichsten Smyrnateppich-Imitation, und alljährlich werden neue Dessins auf den Markt gebracht, um der wechselnden Mode und den verfeinerten Anforderungen des Publicums Rechnung zu tragen. Die Erste österreichische Linoleumfabrik hat bereits Lieferungen für die k. u. k. Kriegsmarine, den Oesterreichischen Lloyd und alle anderen derartigen Unternehmungen übernommen. In Krankenhäusern und Spitälern findet sich schon vielfach Triester Linoleum als Bodenbelag, und auch im Publicum zeigt sich lebhafte Nachfrage nach den Erzeugnissen dieser Fabrik.

Die eminent hygienischen Eigenschaften des Linoleums sind es namentlich, welche dieser Industrie auch bei uns eine blühende Zukunft versprechen, und im Hinblick auf die hygienische Bedeutung, welche das Vor­dringen des Linoleums für die grosse Allgemeinheit gewinnen müsste, kann man dem neuen Unternehmen an der Adria nur Erfolg wünschen.

wm

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