J. W. ZUPPINGER

MECHANISCHE HOLZSPULEN-FABRIKEN

SCHWARZACH (VORARLBERG) UND RÖMERSTADT (MÄHREN).

n stiller Thalschlucht, am Fusse des Stammschlosses der Ritter von Wolfurt, wurde vor 60 Jahren begonnen, mit der Kraft des dort entspringenden kleinen Bergbächleins auf mechanischem Wege Holzspulen zu erzeugen. Carl Zuppinger, so hiess der Unternehmer, ein fleissiger, strebsamer Mechaniker, war drei Jahre früher aus der Schweiz nach Vorarlberg eingewandert. Die Textil-Industrie stand damals in ihrer ersten Blüthe. Es konnte daher nicht fehlen, dass, nachdem die von ihm er­zeugten Spulen sehr gut waren, Bestellungen von allen Seiten, namentlich aus der Schweiz und dem Eisass. einliefen, so dass die vorhandene Wasserkraft zum forcirten Betriebe nicht mehr genügte. Man gieng deshalb daran, die Kraft der viel stärkeren Schwarzach in Verwendung zu bringen, und errichtete eine halbe Stunde von der ersten Anlage entfernt eine neue und grössere.

Als im Jahre 1857 der Begründer Carl Zuppinger starb, übernahm sein kaum siebzehnjähriger Sohn Joh. Walter Zuppinger das Geschäft und führte es mit unermüdlichem Fleisse, grosser Energie und Beharrlichkeit weiter.

Durch den im Jahre 1862 erfolgten Ankauf eines angrenzenden Grundstückes und zweier benachbarter Mühlen, deren Wasserkräfte nun ebenfalls für die Spulenfabrication in Anwendung kamen, konnte das Geschäft bedeutend vergrössert werden; ausserdem wurde auch eine Sägemühle gebaut und das Etablissement mit den besten englischen Maschinen ausgerüstet. Um überdies noch eine Verdoppelung der Wasserkraft zu erzielen, wurde in einem eigens angelegten Reservoir das jede Nacht heranfliessende Wasser gesammelt, um am anderen Tage ver­wendet werden zu können.

Da auch diese Kraft zum Betriebe der zahlreichen Maschinen bald nicht mehr ausreichte, wurde im Jahre 1870 durch den Ankauf eines grösseren Grundareales die Herstellung eines Ableitungscanales von mehr als 1000 m Länge ermöglicht und hiedurch die Wasserkraft sie beträgt nunmehr 3o HP bedeutend erhöht. Im Jahre 1873 wurde eine stabile Dampfmaschine von 20 HP aufgestellt und in Anbetracht des immer grösser werdenden Absatzes die Arbeiterzahl auf 50 60 vergrössert.

Im Jahre 1880 wurde in Römerstadt (Mähren) eine Filiale errichtet, da dort die Löhne niedriger und die Holz­preise viel billiger waren. Rechnet man hiezu die Frachtersparnis für Lieferungen nach Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien, die auch der Beachtung werth war, so ist es leicht zu erklären, dass die Filiale einen raschen Aufschwung nahm. Heute liefern die Forste des Grafen Harrach, Schloss Janowitz und die Hoch- und Deutschmeistersche Herrschaft Langendorf den Bedarf von 16001700 m 3 Holz pro Jahr. Das Etablissement arbeitet mit 3o HP Wasserkraft, 3o HP Dampfkraft und beschäftigt 8090 Arbeiter.

Da der gegenwärtige Handelsvertrag mit Deutschland für Lieferungen dahin sehr ungünstig war, andererseits auch eingesehen wurde, dass die bestehenden zwei Fabriken den an sie gestellten Anforderungen unmöglich entsprechen konnten, fasste der Besitzer den Entschluss, auf deutschem Boden eine Filiale zu errichten. Zu diesem Zwecke wurde im Jahre 1890 in Freyung bei Passau (im Bairischen Wald) die sogenannte Ortmühle erworben und die nothwendigen Um- und Neubauten sofort aufgeführt. Heute sind dort 55 Personen beschäftigt. Eine Turbine von Escher, Wyss & Co. in Ravensburg gibt 75 HP an den Betrieb ab.

Das Holz wird gedämpft und dann in Dampfdörren gut ausgetrocknet, bevor dasselbe zur Verarbeitung gelangt; dieses Verfahren trägt zur Herstellung guter Fabricate viel bei. Die Erzeugnisse der Firma wurden schon oft prämiirt, zuletzt in Nürnberg im Jahre 1896 mit der grossen silbernen Medaille.

Das Etablissement in Schwarzach leitet der Besitzer selbst, unterstützt von zwei Söhnen, Eugen und Max, in Römerstadt ist die Leitung in den Händen seines Sohnes Alfred, während in Freyung sein Sohn Otto in Ge­meinschaft mit den langjährigen treuen Mitarbeitern J. G. Anwander und M. Böhler das Geschäft führt.

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