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DIE LEDER-INDUSTRIE.

VON REGIERUNGSRATH WILHELM EITNER.

er Fortschritt, welchen ein Industriezweig in einem gewissen Zeiträume gemacht hat, äussert sich nach verschiedenen Richtungen hin, nämlich in der Qualität und Menge seiner Erzeugnisse, in der Einführung neuer Sorten derselben, dann aber auch in der Art und Methode der Herstellung seiner Fabrikate. Für eine oberflächliche, freilich nicht kritikfeste Beurtheilung der Fortschritte, welche die einzelnen Industriezweige von Zeit zu Zeit aufzuweisen haben, bieten die Ausstellungen Gelegenheit, auf welchen mehr oder weniger vollständige Gesammtbilder des jeweiligen Standes derselben vorgeführt werden. Beim Vergleich der Resultate einer Anzahl aufeinander folgender Ausstellungen kann bei manchen Industriezweigen constatirt werden, dass deren Vorwärts­schreiten selbst in den kürzeren Zeiträumen, in welchen die Ausstellungen einander folgen, sehr un- gleichmässig vor sich geht, dass Stagnationen, ja sogar Rückschläge eintreten.

In solch auf- und abwärts gehenden Bewegungen befand sich im Laufe dieses Jahrhunderts die österreichische Leder-Industrie, und zwar sowohl in Bezug auf Qualität und Quantität ihrer Erzeugnisse, als auch in Hinsicht der Art und der Methoden ihres Betriebes; dies alles fand bei den verschiedenen Specialitäten, in welche die Leder-Industrie sich abtheilt, in verschiedener Weise und verschiedener Intensität statt.

Zu Beginn unseres Jahrhunderts stand die Sohlenledergerberei in Oesterreich, wie aus den in vielen Sammlungen noch vorhandenen, aus dieser Zeit stammenden Proben geschlossen werden kann, in einzelnen Gerbereien bereits auf einer sehr hohen Stufe und es kann ohne Bedenken ausgesprochen werden was Mannigfaltigkeit und Qualität des Productes anbelangt, auf keiner niedrigeren denn heute. Es wurde Eichensohlleder nach den besten Typen, wie nach Lütticher, Schweizer und rheinischer Art, dann Pfundleder, Brandsohlleder, Vacheleder und Terzensohlleder hergestellt, weiters eine Anzahl von Sohllederarten nach combinirten Methoden, endlich war auch schon damals das englische Gerbsystem mittelst Extracten in Anwendung. Namentlich im Gebiete der Combinationsgerbung bei Verwendung verschiedener Gerbmaterialien wurde mit viel Verständnis und Fachkenntnis vorgegangen, um ein gutes Sohlleder zu erzeugen. Wäre die österreichische Sohlleder-Industrie technisch auf dem damals betretenen Wege der Combinationsgerbung fortgeschritten und hätte sie dieselbe mit dem gleichen Eifer gepflegt, wie es damals geschah, und auch weiter verfolgt, so wära dieser Industriezweig heute bereits dort an­gelangt, wohin zu streben er gegenwärtig durch Verhältnisse gezwungen ist.

Die Erzeugnisse in Sohlleder aus dem ersten Viertel unseres Jahrhunderts, die theils nach alten, theils nach neuen rationellen Methoden gegerbt waren, wurden merkwürdigerweise von den durch die Firma

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