die Firma nur drei, und zwar: die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873, bei welcher die Fabrikate mit der Fort­schrittsmedaille prämiirt wurden; die Ausstellung in London 1874, auf der denselben die Preismedaille zuerkannt wurde, und schliesslich die Berliner Ausstellung vom Jahre 1877, bei welcher die Firma die goldene Medaille und das Ehrendiplom erhielt. Bei der letzterwähnten Ausstellung bekleidete Herr Bergmann auch das Ehrenamt eines Jurors für das Leder- und Maschinenfach.

Als der Firma-Inhaber im Jahre 1892 sein fünfzigjähriges Arbeitsjubiläum feierte, wurden demselben von allen denjenigen, die sein Wirken auf industriellem sowie humanitärem Gebiete kannten und zu würdigen berufen erschienen, Ehrungen zu Theil, darunter auch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes seiner Vaterstadt Neubidschow. Dieses fünfzigjährige Industriellenjubiläum des Herrn Jonas Bergmann war ein Doppeljubiläum, da der Genannte gleichzeitig seine vierzigjährige Thätigkeit als Lieferant des k. u. k. Heeres feierte.

Die vorzügliche Qualität der Erzeugnisse der Firma H. Bergmann Sohn & Co. hatte nämlich bald auch in militärisch-fachlichen Kreisen Anerkennung gefunden, indem derselben ein grösserer Antheil des Bedarfes an Leder und Lederwaaren aller Art zur Lieferung überwiesen wurde. Herr Bergmann blieb seit dem Jahre 1852 nicht nur continuirlich ärarischer Lieferant, sondern erfreut sich auf diesem Gebiete auch ganz besonders hervorragender Lei­stungen und vielseitiger Anerkennung.

Ist doch das jetzt in unserem Reiche bestehende Lieferungswesen eine Schöpfung des J. Bergmann, denn dasselbe basirt auf Denkschriften, welche derselbe in den Jahren i863, 1867 und 1868 dem k. und k. Reichs-Kriegs­ministerium, sowie den damaligen Kriegsministern Grafen Degen­feld und Baron Kuhn überreichte. Dieses System des Lieferungs­wesens besteht darin, dass nur Fach-Grossindustrielle, welche, strategischen Rücksichten entsprechend, in verschiedenen Provin­zen beider Reichshälften domiciliren, in Consortien gruppirt sind und die in ihr Fach einschlagenden militärischen Ausrüstungs­gegenstände nach ärarischen Mustern, Beschreibungen und Divi­denden unter ärarischer Contrôle erzeugen und abliefern.

Dieses Lieferungssystem wurde jedoch erst im Jahre 1875 vollständig durchgeführt, nachdem die Kriegsverwaltung sich die Ueberzeugung verschafft hatte, dass sich die bis dahin prakticirte Bedeckung des Heeresbedarfes sowohl durch die Kleinindustrie, als auch durch einen Generalunternehmer nicht bewährte und die Schlagfertigkeit im Kriegsfälle auf diese Weise nicht gewähr­leistet war.

Jonas Bergmann hat gelegentlich einer Enquete, welche am 25. Juli 1874 im Reichs-Kriegsministerium an­lässlich der Bedeckung des Heeresbedarfes stattfand, und zu welcher er als Vertrauensperson berufen wurde, seine Grundsätze, die in den vorerwähnten Denkschriften enthalten sind, klargelegt und vollkommene Billigung in den maassgebenden militärischen Kreisen gefunden.

Dass derselbe auch auf dem Gebiete des Heereslieferungswesens stets bestrebt blieb, allen Anforderungen des Militärärars gerecht zu werden, ist in den erwähnten Kreisen bekannt und fand insbesondere beredten Ausdruck in der Anerkennung, welche ihm seitens des Commandos des k. u. k. Monturdepôts in Brünn zum vorerwähnten fünfzigjährigen Jubiläum zu Theil wurde. J. Bergmann wurde nämlich bei dieser Gelegenheit in einem ausführlichen Gratulationstelegramm «der uneigennützige, stets für die Interessen des Heeres wirkende Gross-Industrielle» genannt.

Das Verhältnis zwischen der Firma und den Arbeitern ist stets ein harmonisches gewesen, und Arbeiterausstände oder Ausschreitungen welcher Art immer kamen bisher nicht vor. Die Arbeiter, 3oo400 an der Zahl, wohnen theils im Orte selbst, theils in den benachbarten Dörfern, und ein ansehnlicher Theil derselben besitzt eigene Wohn­häuser, welche sie sich zumeist aus den während der Dauer ihrer Beschäftigung bei der Firma gemachten Er­sparnissen erworben haben. Das Gros der Arbeiter befindet sich bereits länger als ein Decennium im Dienste, und eine stattliche Anzahl gibt es, welche schon über 25 Jahre ununterbrochen bei der Firma in Verwendung steht.

Vom gewerbe-hygienischen Standpunkte aus gehört die Fabrik zu den besteingerichteten in der Branche, und die Arbeiter derselben blieben bisher vor jeder Epidemie bewahrt.

Gelegentlich seines Jubiläums hat Jonas Bergmann im Jahre 1892 einen Arbeiter-Unterstützungsfond im Betrage von 5000 fl. gegründet, dessen Zinsen alljährlich abwechselnd an 4 Arbeiter, welche mindestens 25 Jahre in der Fabrik beschäftigt sind oder aber vorzeitig arbeitsunfähig wurden, zur Vertheilung gelangen. Ein Gerber­verein der Fabriksarbeiter, sowie eine freiwillige Fabriksfeuerwehr wurden von J. Bergmann ebenfalls mit namhaften Beträgen dotirt, deren jährliche Zinsen geselligen Zwecken zufliessen.

Die Beschreibung des humanitären Wirkens des Fabrikanten gehört wohl nicht in den Rahmen dieser Skizze, es sei daher nur in aller Kürze erwähnt, dass derselbe mehrere selbständige Stiftungen gegründet und seiner Vater­stadt unter anderem ein Waisenhaus erbaut und complet eingerichtet, sowie einen Erhaltungsfond dafür angelegt hat. Dieses Waisenhaus, welches als Wohlfahrtsanstalt in jeder Hinsicht musterhaft eingerichtet ist und dessen Ansicht oben wiedergegeben erscheint, bildet eine Sehenswürdigkeit der Stadt Neubidschow.

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