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DIE KAUTSCHUK-INDUSTRIE.
er Kautschuk ist ein Rohstoff, welcher aus ; dem Milchsäfte gewisser Pflanzen gewonnen wird, elastisch-dehnbar ist und zu der Kategorie der Gummiharze gehört. Schon vor sehr langer Zeit, nämlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts, erfuhr man in Europa durch einen Bericht über die zweite Reise des Columbus von der Existenz dieses Pflanzenproductes; schon damals sollen sich die Eingeborenen in Amerika durch das Spiel mit elastischen Bällen unterhalten haben. Ebenso dürfte eine andere Verwendungsart des Kautschuks den eingeborenen Völkern Südamerikas bereits zu einer Zeit bekannt gewesen sein, als in Europa wohl noch niemand von der Existenz dieses Rohstoffes wusste. Es ist nämlich sicher, dass an den Productionsstätten des Rohgummi die Wasserundurchlässigkeit dieses Materiales sehr früh erkannt und dasselbe zur Fussbekleidung, wenn auch in primitivster Form, verwendet wurde.
Ueber das Vorkommen der Kautschukpflanzen werden wir zum ersten Male durch einen Franzosen zu Anfang des 19. Jahrhunderts unterrichtet. Eine genaue Erforschung der Cultur und Verpflanzung der Kautschukgewächse erfolgte aber erst von den Sechzigerjahren unseres Jahrhunderts ab. Die Gewinnung des Kautschuks aus den Milchsaft führenden Pflanzen wird nur in Gegenden lucrativ, die eine Temperatur zwischen 23 und 42 Grad Celsius haben, und in denen eine jährliche Regenmenge von mindestens 2 m 3 fällt. Es ist dies demnach die Aequatorialzone bis zu 3 o Grad nördlicher und südlicher Breite.
Die werthvollste Kautschuksorte wird in der brasilianischen Provinz Para gewonnen und darnach auch Paragummi genannt. Die wichtigsten sonstigen Gummisorten, die in ihrem Namen gleichzeitig ihr Gewinnungsgebiet andeuten, wie Assam, Bahia, Borneo, Java, Madagascar, Loando, Goldcoast, sind nicht mehr von der gleichen Qualität; den mindestwerthigen Gummi aber liefert die Westküste Afrikas. Während früher bei Gewinnung des Milchsaftes, welche ähnlich wie bei uns die Gewinnung des Fichtenharzes erfolgt, ein Raubsystem betrieben wurde, indem man, um rasch mehr Milchsaft zu gewinnen, die Stämme einfach fällte, ist heute, der Bedeutung dieses Rohstoffes entsprechend und dank des Einschreitens der betheiligten Regierungen, vielfach bereits eine forstmässige Cultur dieser Pflanzen eingeführt, welche, wenn auch momentan geringere Ausbeuten, dagegen eine ständige Ergiebigkeit der betreffenden Gegenden gewährleistet.
Der Milchsaft ist eine schwach saure Flüssigkeit mit einem specifischen Gewichte von roi2 bis i - oi4, deren Zusammensetzung von Faraday mit 5ö - 4 °/ 0 Wasser, 3 i’y °/ 0 Kautschuk, 2 - 9 °/ Q unlöslichen Bestandteilen, i’g °/ 0 Pflanzeneiweiss und j' 1 °/ 0 Stickstoffbestandtheilen angegeben wird. Indem man diesen Saft eintrocknet oder durch chemische Reagentien coagulirt, gewinnt man den Kautschuk, der dann
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