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„Franz Joseph L und seine Zeit“, von J. Schnitzer, 1898, dann das Tagebuch meiner Reise um die Erde“, von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, zwei Lexikonoktavbände, 1895, und „Die spätrömische Kunstindustrie“, von Alois Riegl, 1901, in Gro§folio, mit in der Anstalt erzeugten Autotypien versehen und mit chromolithographischen Beilagen von seltenem Kunstwert. Diese und andere gewi§ hervorragende Prachtwerke tragen den gleichen, fast ein wenig zur traditionellen Schablone gewordenen, allerdings noch immer höchst vornehmen Charakter früherer Erzeugnisse. Sie zeigen dieselbe Sorgfalt im Satz und im Druck und ein gutes Papier. Aber zu dieser Zeit hatte sich bereits eine andere Geschmacksrichtung allmächtig Bahn gebrochen, die nach einer individualisierenden Behandlung jedes einzelnen Buches verlangte und deren unabweisliche Forderungen sich auf alle Teile eines Druckwerks, Schrift, Papier, Illustration, Buchschmuck, Farbe und Einband erstreckten. Dieser Umschwung, der sich hauptsächlich im Kunstbuchdruck bemerkbar machte, war nicht zum geringsten Teil der kräftigen Initiative einer Reihe namhafter Künstler zuzuschreiben, die sich auf graphischem Feld betätigten. Deren Bestrebungen revolutionierten geradezu die gewohnte, im Laufe derZeit künstlerisch recht angreifbar gewordene Methode der Buchausstattung. Aber nichtsweniger als widerspruchslos wurde die moderne, zum Teil auf vortreffliche, sehr alte Vorbilder zurückgreifende Richtung aufgenommen. Ein mitunter recht verbitterter Widerstreit entbrannte darob auch in den engeren Fachkreisen und so brauchte es geraume Zeit, bis die, von den ihr anfänglich anhaftenden Unzulänglichkeiten befreite, heute dominierende Art der Buchausstattung fast allerorten zur Geltung kam. Auch die Staatsdruckerei wollte sich nicht durch frühes Erscheinen auf dem umstrittenen Gebiet exponieren, welches Bestreben anläßlich der Pariser Weltausstellung 1900 deutlich zum Ausdruck kam, und sie beschränkte sich mit allzu ängstlicher Vorsicht auf die Fälle, in welchen eine moderne Ausführung vom Besteller strikte gewünscht worden war. Hierher gehört die, auch als Buchdruckarbeit sehr gediegene Publikation des österreichischen Museums für Kunst und Industrie, betitelt „Kunst und Kunsthandwerk“, welche als Monatsschrift seit 1898 erscheint und ein vom bis dahin Herkömmlichen entschieden abweichendes Gepräge aufweist. Die in jüngster Zeit entstandenen Werke beweisen nicht nur, da§ mittlerweile die Staatsdruckerei mit vorzüglichem Erfolg die so zahlreich gegebenen künstlerischen Anregungen verwertet hat, sondern da§ sie auch hier wieder schöpferisch vorangeht. Vornehmlich zeigen dies, aufjer der vorliegenden Festschrift, das „Textilwerk“ und das in großem
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