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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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in die Trägerkette, und mit dem Glase konnte ich erkennen, daß die Askari mit fertig gehaltener Büchse laut lärmend die Trägerflügel vorzuziehen suchten. Fester umklammerte ich den Bolbenhals der Büchse. Und wer beschreibt mein Erstaunen, als ich plötzlich den Bopf erst eines, dann eines zweiten und noch drei weiterer gemähnter Löwen im hohen Grase, gerade unterhalb meines Standortes, auftauchen sah. Zum Unglück ließ die Höhe des Grases fast gar nichts vom Uumpfe der Tiere erkennen, so daß ich auf einen Erfolg meines Schusses kaum rechnen konnte. Über nach der Erfahrung, die in Afrika besonders gilt, daß nicht geschossen auch gefehlt ist, hielt ich auf den Kopf des ersten, ließ fahren und fehlte, ebenso den zweiten und den dritten. Da nahm ich meine Zuflucht zu der auf der Löwen­jagd einzig richtigen Methode, zu schießen und zu laufen, solange der Atem ausreicht, denn eine regelrechte Pirsch ist meist zwecklos. Fast stets gelingt es auch ohne jede Deckung, an einen trollenden Löwen mit gutem Mnd heranzukommen, da er in der Bewegung schlecht äugt. Hierauf rechnete ich. Ich nahm also die Büchse in die Hand und bahnte mir so schnell als möglich durch das Gras, welches mir bis an die Brust reichte, einen Weg in die Schlucht hinab, den Askari abschüttelnd, welcher mich vor Furcht am Bock zurückzuhalten suchte.Simama bana, simba wengi" bleibe stehen, Herr, es sind eine Menge Löwen wiederholte er einmal über das andere. Aber ich ließ mich nicht beirren, denn nur, wenn es mir gelang heranzukommen, konnte ich auf Jagdglück rechnen.

Da, als ich eben in der Talsohle angelangt war, schwenkten die Tiere ab und flüchteten den jenseitigen Hang, von meinem Standort etwa 300 m entfernt, hinauf. Mit hohem visier angelegt und Feuer! Aber die körper­liche und seelische Erregung war zu groß. Ich fehlte abermals!

Also weiter heran! Durch die Schlucht ging es nun mit wildem Arbeiten durch das hindernde hohe Gras. Auf der halben Höhe des jen­seitigen Hanges angelangt, bekam ich endlich zwei der Baubtiere frei. Ein mittelstarker männlicher Löwe quittierte die Bügel auf l50 Schritt durch Schlagen des Schweifes und jenes eigentümlich dumpfe Bnurren, das jedem, der es einmal gehört, unvergeßlich bleibt. Wir fanden auf dem Anschuß Schweiß und mit vorgehaltener, entsicherter Büchse begann die Bachsuche. Wer jemals einem angeschossenen Löwen ins dichte Gras gefolgt ist, der kennt das Gefühl unheimlicher prickelnder Spannung, das auch den Mutigsten beschleicht, wenn er Schritt für Schritt mit vorgehaltener