Dokument 
Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
Entstehung
Seite
88
Einzelbild herunterladen

88

das hauptsächlich in den Bambuswäldern von Bugoie, in den Sümpfen am Bolero-See und aus der Insel Kwidschwi des Kiwu heimisch ist.

Die Urbevölkerung bilden die Wahutu, ein ackerbautreibender Bantu- Stamm, der, man könnte sagen, die wirtschaftliche Lrdausnutzung des Landes besorgt. Ein mittelgroßer Menschenschlag, dessen unschöne Formen harte Arbeit verraten und der sich geduldig in völliger Knechtschaft der Uuanda beherrschenden, später eingewanderten Basse der Watussi beugt.

Die Einwanderung der Watussi hängt zweifellos mit der großen Völkerbewegung zusammen, die Gstasrika den Stamm der Massai ge­bracht hat. Dieselben Argumente, die Merker bewogen haben, die Massai als einst von Norden her, aus Ägypten oder gar Arabien ein­gewandert zu erklären, werden wohl auch aus die Watussi Anwendung finden können. Wir finden in der Tat viele verwandte Züge bei beiden Völkerstämmen, die hier auszuzählen zu weit führen würde. Die Watussi sind ein hochgewachsener Stamm von geradezu idealem Körperbau. Längen von l,80 m, 2,00 m, ja sogar 2,20 m sind keine Seltenheiten, durch die die Gestalt aber keine Einbuße erleidet. Während die Schultern meist kräftig gebaut sind, zeigt die Taille oft eine fast beängstigende Dünne. Die Hände sind vornehm und überaus fein gebaut, die Handgelenke von fast weiblicher Zierlichkeit. Wie bei den orientalischen Völkerschaften finden wir auch hier den graziösen, lässigstolzen Gang, und an den hohen Norden Afrikas erinnert auch der bronzefarbene Ton der Haut, der neben der dunklen häufiger zu finden ist. Überaus charakteristisch ist der Kops. Un­verkennbare Merkmale des fremden Einschlages verraten die hohe Stirn, der Schwung der Nase, das edle Dval des Gesichtes.

Unter dem Herrscher, der dem alten Watussi-Geschlecht der BegaH entstammt, verwaltet eine Neihe Unterhäuptlinge (Watuales), ebenfalls Watussi oder Wahima, dieInteressen" des Landes als Vorsteher großer Distrikte. Häufige Besprechungen mit dem ,,Mami" bedingen manchen Gang zu seiner Nesidenz und es scheinen bei solchen Gelegenheiten stets größere Ouantitäten vonNsoga", wie das aus Bananen mit gemälztem roten Sorghum durchsetzte Gebräu auf Kinjaruanda heißt, verbraucht zu werden, um die Klärung schwieriger Fragen und Beschlußfassungen herbeizuführen. Das Gehöft des Sultans mag dann Schauplatz mancher wüster Orgien sein, denn Lärm und Trommelschlag ist oft die ganze Nacht hindurch bemerkbar.

i) Erwähnt sei, daß ein Stamm namens Bedja in llubien heimisch ist.