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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Begleitung Dr. Tzekanowskis eintrafen. Sie konnten uns, gestützt auf langjährigen intimen Umgang mit den Nuanda-Bewohnern, manche wert­vollen Aufschlüsse geben. Schon tags zuvor hatten sie die Liebenswürdigkeit gehabt, uns mit einer sehr willkommenen Sendung von frischen Tomaten und Gemüsen zu erfreuen, Hochgenüsse, die, wenn man sie lange entbehrt hat, eine Wohltat bedeuten, von der man sich im verwöhnten Europa keinen Begriff machen kann.

Aber unseres Bleibens war hier nicht länger, wollten wir den mannig­fachen Ausgaben, die unserer noch harrten, gerecht werden. Daher wurde der Ausbruch beschlossen.

höchst seltsam war es, daß wir während des Aufenthaltes in Niansa und in ganz Uuanda überhaupt niemals eines Watussi-Weibes ansichtig wurden. Sie wurden, wie es hieß, auf Befehl desMann" vor den Augen der Weißen ängstlich behütet und in den Hütten bewacht.

Als wir in der Frühe des 12. August vom Sultan Abschied nahmen, taten wir dies mit einem Gefühl ganz besonderer Befriedigung. Es war uns ein Einblick vergönnt gewesen in die Hofhaltung eines Negersürsten, wie ihn in solcher Machtentsaltung noch niemand gesehen hatte und auch wohl niemandem mehr zu sehen vergönnt sein wird. Wenn dieses Sultans jetzt noch unumschränkte Macht dereinst dem Einfluß der Europäer gewichen sein wird, wenn erst der weiße Ansiedler seine Herden in diesen Gründen weiden und die geschäftige Schar der Händler dem vornehmsten aller Negervölker den Nimbus der Unnahbarkeit geraubt haben wird, dann wird die Er­innerung den Wert des Erlebten erst zur vollen Wirkung entfalten.

Der letzte Tag bei Msinga hatte noch einen, wie sich später zeigte, äußerst glücklichen Entschluß gebracht, der auf die Anregung des Hauptmanns von Grawert zurückzuführen ist. Dieser erzählte unserem Botaniker Mildbraed von dem Reichtum des zwischen Niansa und Sschangi die Nandberge des Niwu-Sees bedeckenden Nugege-Waldes, sprach von Baum­farnen und kletternden Schiefblattgewächsen (Begonien) und riet ihm, einen Abstecher dorthin zu machen. Der Zoologe Schubotz war geneigt, sich an­zuschließen, und es erfolgte hier wieder eine Teilung der Expedition. Während das Gros mit Grawert aus dem nächsten Wege nach der Dstbucht des Uiwu marschierte und die Begebenheiten, die ich aus den letzten Blättern schildern werde, sich abspielten, gingen die beiden Biologen durch den Nugege-Wald nach Ischangi am Südende des Sees, von wo Grawert, welcher diesen Posten