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So verschieden der Wald, von oben her gesehen, von einem deutschen Walde erscheint, so ganz anders, ja noch viel fremdartiger ist er in seinem Innern. Da ist nichts, was an die Säulenhallen eines Buchenwaldes, an einen „Waldesdom" erinnern könnte. Dieser Wald ist gewissermaßen undurchsichtig, der ganze Raum vom Boden bis zu den Baumkronen ist erfüllt von einer erdrückenden Masse von Grün; man sieht kein holz, man sieht nur Laub, meist üppiges, weiches Laub und weiche, krautige Stengel. Es gibt im Unterholz wenig Sträucher im eigentlichen Sinne, bei denen auch die jüngeren Zweige verholzt sind; neben dem oft rutenartig aufschießenden Nachwuchs der Bäume vielmehr eine Fülle von dauernd krautig bleibenden oder nur in den Hauptachsen verholzenden Gewächsen, unter denen die schöne Labiaten-Gattung p^cnostack^s besonders erwähnenswert ist. Schöne Vernonia-Arten mit lila und purpurnen Blütenköpfen, die etwas an Bupatorium cannabinum erinnern, große gelbe Senecionen und üppig wuchernde Acanthaceen (Mmulopsis), die häufig einen etwas kletternden Wuchs zeigen, mehren mit weichen krautigen Blättern die Laubfülle. Das schönste der klimmenden Kräuter ist wohl ein Schiefblattgewächs, Be^onia iVle^eri fobannis, zu Ehren Hans Meyers benannt, die mit glänzenden fleischigen Blättern und einer Fülle gelblichweißer Blüten eine Zierde des Unterholzes bildet. Um auffälligsten aber ist eine Umaranthacee (Lzmtbula spec. ?), die ich leider niemals blühend fand; sie bildet große Büsche und dichte Lauben, klettert hoch empor, ohne eigentlich Liane zu sein, und hängt in dichten breiten Massen oder in Girlanden wieder herab und macht das Unterholz vollends undurchdringlich.
Wo aber dieses höhere Unterholz etwas Raum gibt, da decken Farne, Balsaminen, kleinere Ucanthaceen und graziös blühende Loleus- und Plectrantkus-Urten den Boden.
So unvergleichlich reich und üppig dieser Wald auch ist, er würde gerade in seiner Fülle etwas Erdrückendes haben, wenn er in geschlossenem Bestände alle Hügel und Täler deckte; der Reiz der Nugege-Landschaft beruht vielmehr aus dem Wechsel zwischen Wald und Lichtungen, Grashalden, die die unteren Talhänge bekleiden, und quelligen Wiesenstreifen und Waldmooren, welche die Bäche begleiten oder ihnen den Ursprung geben. Das Gras der hänge war zur Zeit unseres Aufenthaltes, Ende August, vergilbt oder auch schon niedergebrannt, teils frisch im Aufsprießen begriffen und zeigte etwas Steppencharakter, der reicher und lebhafter wurde gegen den