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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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die Richtung, wenngleich er auch kaum noch erkennbar war. Zudem hatte uns Barthelemp seinen Sichrer von damals mitgegeben. Leider verfehlte dieser aber anfangs den Weg und wurde seines Irrtums erst ziemlich spät gewahr. Wir mußten daher die mühsam erklommene höhe bis zur sumpfigen Rraterwiese wieder hinab. Dort wurde dann der richtige Pfad gesunden.

Nun passierten wir zunächst einen Bambus-Mischbestand, der bald einer lichteren Baumzone wich. Der Weg war sehr steil, unzählige Wurzeln, die den schlüpfrigen Pfad bedeckten, hinderten uns überall, so daß wir nur sehr langsam vorwärts kamen. Des öfteren wurden pausen not­wendig. Nach mehrstündigem Anstieg hatten wir endlich die höhe von 3000 m erreicht. Die Leistungsfähigkeit der Träger war erschöpft und so mußten wir lagern. Da war nun guter Nat teuer. Ls fand sich kein einziger Fleck, auf dem ein Zelt hätte stehen können, denn die Berglehne zeigte überall eine gleichmäßige Böschung von etwa 30 o. An ein Weiter­kommen war nicht zu denken, Abhilfe mußte geschaffen werden. Ls blieb nichts anderes übrig, als durch Abgraben und Ausschütten terrassenförmige Plätze für die Zelte herzustellen. Freilich standen sie noch immer schief und unsicher genug, und es war keine geringe Kunst, in ihnen zu balancieren oder gar zu schlafen. Denn auf der schrägen Fläche gerieten die Bettstellen ins Gleiten, und manch einer fand sich des Morgens an einer ganz anderen Stelle wieder, als wo er sich des Abends hingelegt hatte.

Am folgenden Morgen stellte sich eine neue Schwierigkeit heraus. Ls gab kein Wasser. Wir sandten Patrouillen in die Runde am Berge entlang auf die Suche, doch um die Mittagszeit kamen sie ohne Resultat zurück. Da wir aber für die Träger unbedingt Wasser benötigten und es sehr un­gewiß war, wie die Verhältnisse sich weiter zum Gipfel des Berges hin gestalten würden, so blieb keine andere Wahl, als den untätig begonnenen Tag ebenso zu vollenden. Wir blieben also im Lager und sandten alle Träger mit ihren Rürbisflaschen zum Rratersumps am Fuße des Berges zurück, um für den Notfall, daß auch weiter nach dem Gipfel zu kein Wasser zu finden wäre, hier ein Depot bereitstellen zu können. Sehr mißmutig machten sich die Träger an den unbequemen Abstieg und erst bei eintretender Dunkelheit kehrten sie mit gefüllten Rrügen zurück.

vom Lagerplatz aus hatten wir einen prachtvollen Blick auf die sich aus dem Wolkenmeere erhebenden, gleichmäßig ansteigenden Gipfel des Ninagongo. Unten jagten die Wolken, durch die Luftströmungen ge-