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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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galt, noch in verhältnismäßig junger Zeit Lavaergüsse gehabt hat, die über seine Ost- bezw. Nordostseite hinabgeflossen sind. Damit ist die Unsicht wider- legt, daß der Herd der vulkanischen Kräfte innerhalb der Virunga-Gruppe gewissermaßen längs einer langen Ouerspalte in der Richtung von Ost nach West gewandert sei, daß sich also im Osten die ältesten, nach Westen zu die jüngeren Schöpfungen des Vulkanismus befänden. Denn als der östlichste müßte demnach der Muhawura zugleich auch der allerehrwürdigste und am längsten erloschene der virunga-vulkane sein, was jedoch nicht der Fall ist.

Weine auf Grund der geologischen Befunde gewonnene Überzeugung von der relativen Jugendlichkeit des Muhawura findet ihre Stütze in den Vegetationsverhältnissen des Berges, dessen Ost- bezw. Nordostseite dadurch bemerkenswert ist, daß ihre Flora deutlich den Stempel des Unfertigen, man möchte fast sagen desRuderalen" trägt: ein Gewirr von Krautmassen, aber kein Baum, nur Unflüge von Bambus, keine Erikaceen. Buch Nlildbraed ist der Unsicht, daß an dieser Seite des Muhawura vor noch gar nicht langer Zeit Lavaströme niedergegangen sind. Typisch hingegen ist wieder die Senecio- Negion des Gipfels an Stellen entwickelt, die bei den jüngeren Lavaergüssen verschont geblieben sind. Hier findet sich die Vereinigung von Senecio fobnstonii, Lobella V^ollastonü 8p. lVloore uncl ^iLbemilla cinerea Bn§l. ganz wie am Karissimbi. Der Senecio bildet sogar in einer gürtelartigen Zone einen wahrenUrwald" von einer Dichtigkeit und mit einem solchen Wirrsal durcheinandergestürzter Stämme, die mit triefend nassen Moos­polstern bedeckt sind, daß man sich nur mit Mühe hindurcharbeiten kann und häufig bis zur Brust in die überwachsenen Spalten und Löcher einsinkt.

Endlich weist auch eine Unzahl von Bezeichnungen der Eingeborenen darauf hin, daß in ihrer Erinnerung Uusbrüche des Muhawura fortleben, während sie andererseits von dem Sabinjo oder von den Vulkanen der Mittelgruppe nicht wissen, daß das jemals Feuerberge gewesen sind. So führt beispielsweise eine Erosionsschlucht am Muhawura, über die anscheinend Lava der letzten Eruption hinabgeflossen ist, im Munde der Eingeborenen den Namen Kabiranjuma, d. h. derLetztbrodelnde" oderLetztkochende", während die nordöstlich vom Muhawura belegene Landschaft bezeichnender­weise Ufumbiro heißt, was soviel wie dasRauchende" bedeutet.

Die Kräfte der Natur haben eben auch hier dem Menschen nicht den Gefallen getan, nach Schema B zu verfahren. Der Vulkanismus hat sich

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Ins innerste Afrika.