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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Wir verlegten nun das Lager weiter nach Norden. Um dorthin gelangen zu können, hatten veriter und Weidemann die letzten Tage benutzt, über einen schmalen, aber sehr tiefen Nebenfluß des Nutschuru mit den Uskari einekunstvolle" Brücke zu schlagen. Dies hatte sich für den Übergang der Lasten als nötig erwiesen, da Naven vor einigen Tagen ge­nötigt gewesen war, das andere Ufer schwimmend zu erreichen.

Die Landschaft nahm nördlich dieses Flüßchens einen fast parkartigen Tharakter an. Unter schönen alten Ukazien stellten wir die Zelte sehr weit­läufig auf und verbanden sie durch schmale Wege, die durch das kniehohe Gras geschnitten wurden. Lichte Ukaziengruppen in gefälliger Unordnung konnten die Illusion eines großen englischen Landsitzes hervorzaubern.

Nach Osten zu verdichtete sich der Waldbestand. In der Nähe der Ortschaft des Sultans Nikamero nahm die Vegetation oftmals die Form einer Waldremise" an. In solchen remisenartigen Beständen sah man ver­einzelte, mit einem dichten Dornverhau umgebene Ortschaften. In früheren Zeiten soll der östliche Band der Steppe sehr viel dichter besiedelt gewesen sein,- man sagt, die Löwenplage aber habe die Leute aus der Gegend vertrieben. Und in der Tat hatten wir einige Stellen bereits passiert, wo Scherben aller Urt umherlagen und wo der Grundriß eines ehemaligen Dorfes trotz des ihn überwuchernden Gestrüppes noch erkennbar war.

Nach Norden zu fällt das Gelände, vielfach zerklüftet, allmählich zum Ulbert Eduard-See ab und gewinnt hier wieder das Bild der Steppe. Zahlreiche Muschelreste deuteten an, daß wir uns auf altem Seeboden befanden und daß das Wasser des Sees einstmals diese ganze Gegend bedeckt haben muß. Von hier war der glitzernde Spiegel des Ulbert Eduard- Sees schon deutlich erkennbar und mit dem Glase bemerkte man ungeheure Scharen von Pelikanen, die weißen Inseln gleich, die Sandbänke vor der Mündung des Nutschuru belebten oder in großen Zügen fischend umher- schwammen.

Besonders zahlreich waren auch Büffel und Buschböcke vertreten. Die Form des Büffels, die wir fast täglich in der offenen Steppe oder im lichten Busch antrafen, zeigte einige Ähnlichkeit mit der des Kaffernbüffels. Die Gehörne hatten starke Uusladung, waren aber etwas gedrungener als die Gstafrikaner und hatten die Spitzen mehr nach oben gebogen. Ein kapitaler alter Einzelgänger, von Schubotz auf einemNachmittagsbummel" in der Nähe des Lagers erlegt, hatte über