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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Natürlich konnte ich es mir am anderen Morgen nicht versagen, dorthin, wo das nächtliche Konzert stattgefunden haben mußte, noch einen Pirschgang zu unternehmen. Drei bald gefundenen frischen Fährten folgend, hatten wir nach Stundenfrist die Löwen vor uns. Während zwei der Tiere eiligst flüchteten, steckte sich eine Löwin in einen mit hohem Buschwerk bewachsenen Graben. Weder Geschrei noch Steinwürfe konnten die Bestie bewegen, ihren Schlupfwinkel zu verlassen. So griffen wir denn wieder zu dem be­währten Mittel, das niemals versagt: wir zündeten den Busch an. Da kam endlich Bewegung in das Laubwerk. Um Schütteln der Blätter und an den sehr ärgerlichen Tönen, die daraus heroorklangen, konnte man er­kennen, wie unwillig sie ihr versteck verließ. Erst als das bei dem regnerischen Wetter nur schlecht brennende Feuer ihr schon fast das Fell versengte, kam sie endlich zum Vorschein. Ruf 20 Schritt brach sie aus dem Busch hervor, um im nächsten Augenblicke mit meiner Kugel wie ein Hase sich zu überschlagen und liegen zu bleiben. The sie wieder hoch werden konnte, endete ein Fangschuß auf den Hals ihr Käuberleben.

In das Lager zurückgekehrt, fand ich dort Tzeczatka und den bel­gischen Unteroffizier Dewatt anwesend, die von dem am Südende des Albert Lduard-Sees gelegenen Posten vitschumbi herübergekommen waren. Tzeczatka hatte den Auftrag gehabt, von Uutschuru mit den überflüssigen Lasten direkt nach vitschumbi zu marschieren und uns von dort aus zu suchen. Dewatt brachte noch frisches Gemüse und Tzeczatka eine Kiste Verpflegung mit, die unserer ärgsten Not glücklicherweise ein Ende bereiteten.

Um 28. November erreichten wir, allmählich abwärts steigend, das Süduser des Albert Lduard-Sees. Je mehr man sich dem See nähert, desto niedriger wird das Gras und desto mehr Geröllablagerungen und Muschel­reste als Anzeichen ehemaligen Überschwemmungsgebietes finden sich vor. Ganz allmählich taucht die Steppe in den Wasserspiegel ein, aus dessen schlammigem Untergründe Dickichte von Schilf und Nohrwälder empor­wachsen, welche die südlichen Teile des Seeufers wie mit einem breiten Band einfassen.»

Überraschend ist die ungeheuer reiche Drnis. Pelikane tummeln sich zu Tausenden aus den Sandbänken vor der Mündung des Uutschuru und teilen sich friedfertig mit den zahlreichen Flußpserden in die schmalen trockenen Plätze. Der heisere Schrei des Ueihers wird untermischt vom dumpfen Ton der Rohrdommel, und des schlanken Ldelreihers schneeweißes Gefieder