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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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Das vorhin beschossene Tier vermochte dem Rudel nicht mehr zu folgen, blieb stehen, und als veriter, der die bessere Lunge besaß, hinzukam und ihm noch eine Kugel auf den Kops gab, brach es zusammen und blieb anscheinend verendet liegen. Ein Träger stürzte voll Freude hinzu und trennte ihm mit einem Schnitt den Schwanz vom Rumpfe.

Die Schwanzhaare des Elefanten sind bei den Eingeborenen sehr gesucht, da Schmuckstücke aller Rrt, Rrmbänder und Halsverzierungen daraus verfertigt werden. In dem Augenblicke aber, als der Träger die abge­schnittene Trophäe in der Luft schwenkte, erhob sich der Totgeglaubte und nahm sofort den Angreifer wütend an. Ich kam gerade zur rechten Zeit, um diese unbeschreiblich komische Szene, diesen jähen Umschwung der Sieges­freude in tödliche Angst, noch mit dem photographischen Apparat festhalten zu können. Während die Träger in allen Richtungen der Windrose davon­jagten, stand veriter ratlos vor seinem feindlichen Gegner, in allen Taschen vergeblich nach Patronen suchend, mit denen er sich leichtsinnigerweise zu wenig versehen hatte. Aber der Auferstandene war doch so krank, daß eine Gefahr für ihn nicht mehr zu gewärtigen war, und ein weiterer Schuß aus meiner Büchse auf das Blatt ließ ihn verendend langsam aus die Seite rollen.

Dann folgte ich dem Rest der Herde und sah bald einen guten Bullen, der schon einige Kugeln von mir erhalten hatte, allein und schwer krank am Rande einer kleinen Insel im Flusse stehen. Ich machte zunächst zwei Aufnahmen mit der Handkamera auf etwa l20 m und schoß dann aber­mals. Der Elefant zog einige Schritt weiter bis auf die Insel hinaus und dann langsam, hinter hohem Schilfe für mich unsichtbar, durch den Strom hindurch auf das diesseitige User, wo er nach passieren der Schilspartie in sehr weiter Entfernung wieder zum Vorschein kam. Da mich jetzt ein breiter Sumpf von ihm trennte, so versuchte ich trotz der Entfernung, ihn durch eine Kugel zur Strecke zu bringen. Ich hatte aber nur das Resultat, daß er nach jedem Schusse, die mächtigen Ohren spreizend und den Rüssel kampfbereit auswerfend, rückwärts trat. Als er dann weiterziehend im Schilf des Flußusers wieder unsichtbar zu werden drohte, beschloß ich, trotz des schlechten Windes, der meine Witterung dem Elefanten zutrug, den Sumpf zu durchqueren, um nahe herangehend den Fangschuß zu riskieren. Die Passage durch den Morast war eine sehr mühsame und oftmals steckten wir bis über die Knie fest. Da ferner durch einen Feuerbrand, der unlängst hier ge-