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Ins innerste Afrika : Bericht über den Verlauf der deutschen wissenschaftlichen Zentral-Afrika-Expedition 1907 - 1908 / von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg
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traten und, hingerissen von übermächtigen Gefühlen der Freude, laufend, stürzend, jauchzend hinauseilten in die blendende Lichtfülle einer an­mutigen Steppenlandschaft, die gerade im frischen Grün des jungen Grases prangte.

Auch uns ist eine Ahnung solchen Gefühles aufgegangen. Wir gingen zwar auf gebahnten Wegen, wir wußten längst voraus, wo wir an jedem Tage unser Haupt zur Ruhe legen würden, Verpflegung war wohl vor­bereitet, wir reisten hier viel bequemer als oft im Anfang in der Steppe oder im Vulkangebiet, und doch haben wir das Bedrückende dieses un­geheuren Waldes empfinden gelernt,' nur die Reisebedingungen waren andere, der Wald ist derselbe geblieben wie zu Stanleys Zeiten in seiner unend­lichen, unerbittlichen Einsamkeit.

Der Abmarsch von Irumu erfolgte unter wenig günstigen Auspizien bei strömendem Regen, der schon in der Nacht heftig, aber ohne Gewitter eingesetzt und mehrere von uns zu Nachtwanderungen mitsamt dem Bett gezwungen hatte, da es jetzt, nach der Trockenzeit, in den meisten Häusern noch durchregnete. Der Wirrwarr, der jedesmal beim Aufbruch aus einem längeren Standlager herrscht, wurde noch durch die Neueinstellung der 200 ungeübten kongolesischen hilfsträger vermehrt. Dazu der Regen, Kurz, es war zum Abschiednehmen just das rechte Wetter, als wir uns endlich in Begleitung unseres Eskortenführers Leutnant Boyton in Bewegung setzten. Später klärte es sich auf, und nach Zuständigem Marsche durch anmutiges hügeliges und welliges Steppengelände, das von Galeriewaldstreifen durchzogen ist, erreichten wir die Grenze des geschlossenen Urwaldes, den wir nun für fast zwei Monate nicht mehr verlassen sollten. Nach einer weiteren Stunde kamen wir an den hier etwa 120 Meter breiten Sturi, kreuzten ihn auf einem Einbaum, wobei das hinüberbringen der Reittiere ziemliche Mühe verursachte, und bezogen in Risuku, dem alten Irumu, das erste der festen Lager, die aus dem ganzen Wege Irumu-Stanleyville in Abständen von 15ZO Rilometern zur Bequemlichkeit der durchreisenden Europäer, der Angestellten des Rongostaates, eingerichtet sind, die, vom Rongo kommend, in den Distrikt des oberen Ituri oder nach Beni wollen.

Die Rasthäuser in diesen Lagern, Altes ä'etape genannt, zeigen überall das gleiche Bild: Ein meist mit Phrynium-Blättern gedecktes Lehmhaus, bestehend aus zwei ungefähr würfelförmigenZimmern", die in der Mitte durch einen breiten, hallenartigen, nach vorn offenen Flur getrennt sind,-