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Chemie der Küche für Töchterschulen, sowie zum Selbstunterrichte / von E. Franke
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das Heraustreiben der Prvpfen verursacht die Kohlensäure, die sich noch bei der fortdauernden schwachen Gährung bildet.

Die Bestandtheile des Bieres sind theils solche, die sich in der Wärme verflüchtigen, als: Wasser, Weingeist, Kohlen­säure, ätherisches Oek, Hopfenbitter, und in sauerm oder säuer­lichem Biere Essigsäure, ein Zersehungsprodukt des Zuckers und Alkohols; theils enthält das Bier Stoffe, die beim Verdampfen desselben zurückbleiben und zusammen Bierextrakt genannt wer­den, als: Gummi, Zucker, Kleber, Eiweiß und Salze. In diesem Extrakte liegt das Nährende des Bieres. I. v. Liebig sagt in Bezug auf die Nährkrast, d. i. Blutbildung des Bie­res, daß eine Messerspitze voll Mehl nahrhafter sei, als 5 Maß des besten bairischen Bieres, und daß eine Person, welche im Stande wäre, täglich 5 Maß Bier zu trinken, in einem Jahre im günstigsten Falle genau die nahrhaften Bestandtheile von einem fünfpfündigen Laib Brod oder von drei Pfund Fleisch verzehrt.

Der Genuß von viel Bier macht dick, weil die nicht aus- geathmete (verbrannte) Kohle (siehe Kohlenstoff) nebst dem Wasser sich in den Zellen des Körpers als Fett ansetzt.

Das nahrhafteste Bier ist das Braunbier, das bairische enthält viel Alkohol, berauscht darum und sättigt weniger, als es den Appetit reizt.

Das Weißbier enthält viel Zucker und Kohlensäure und gleicht in seiner Wirkung dem Zucker- und Selterwasser.

Der Wein ist zwar gleich dem Biere durch Gährung er­zeugt, allein seine Gährung war eine freiwillige, d. i. ohne Zu­satz von Hefen.

Es giebt verschiedene Weine, als Obstwein (Cider) und Traubenwein. Obstwein erhallen wir von dem Safte der Aepsel, Birnen, Johannisbeeren, Stachelbeeren u. s. w.

Alle süßen Pflanzensäste gehen von selbst in Gährung über, ohne daß man einen Säucebildner zusetzt, weil sie immer Zucker und einen «iweißartigen Stoff enthalten. Bringt man frischgepreßten Möhrensafl in die Wärme, so fängt er an zu gähren, setzt Hefen ab und verwandelt sich in eine geistige Flüs­sigkeit (Möhrenwein).