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von „Lohnarbeiterinnen" im engeren Sinne, für deren Fortkommen durch fachliche Unterweisung aus öffentlichen Mitteln fo gut wie gar nichts geleistet wird. Natürlich müsste sich eine bezügliche Ausbildung auf den durchschnittlichen, mittleren Haushalt beschränken, denn Routine kann nur durch die Praxis erworben werden; sie müsste sich aber an einen wirklichen Haushalt anschließen, sonst wäre sie ohne Wert. Das, was gelernt werden soll, ist auch nicht in erster Linie der Inhalt des Dienstes, sondern, neben einem gewissen Maß von Fachkenntnissen, die Ausbildung der Eigenschaften für den Dienst: Pünktlichkeit, Ordnung, Gehorsam, Über- und Umsicht, Vertrautheit mit den wichtigsten Vorgängen des Wirtschaftslebens und mit seinen Hilfsmitteln u. s. w. Auch auf anderen Gebieten vermag ja die Fachschule die gute Meisterlehre niemals zu ersetzen und soll dies auch gar nicht; die Atmosphäre des Lebens lässt sich eben durch schulmäßige Einrichtungen nicht erzeugen. Der gleiche Mangel aber, welcher mit zwingender Nöthigung zu solchen Schul- organismen überhaupt geführt hat, weist auch hier den Weg, und möglichst früh muss er betreten werden.
Für gewöhnliche Haushaltungen — und diese sind in der überwiegenden Zahl — braucht man nur eine einfache, aber zielbewusste Erziehung der Dienstboten. Diese könnte auf eine verhältnismäßig leichte Art gefunden werden, nämlich durch die Benützung der öffentlichen und privaten Anstalten und Stiftungen für die Wagenpflege, sowie von Instituten verwandter Richtung. Im ganzen ist auch da bei uns, abgesehen von ein paar vereinzelten ehrenwerten Ausnahmen, tadnla na8a! Wir haben leider überhaupt viel zu wenig Waisenhäuser, speciell für Mädchen. Waren doch 1898 in ganz Österreich nur 160 derartige öffentliche und private Anstalten, in welchen nur 4859 Mädchen untergebracht waren!*) Man stelle dieser Ziffer folgende gegenüber:
Wohl der gewiegteste Kenner der einschlägigen Verhältnisse, Herr k. k. Be- zirksschulinspector Schulrath I. M. Hinterwaldner in Wien, hat in seiner anlässlich der Wohlfahrtsausstellung 1898 veröffentlichten eingehenden Arbeit Über Waisenhäuser, Kinderasyle n. s. w. wertvolle Mittheilungen gemacht. Aus einer auf mein Ersuchen verfassten und mir freundlichst zur Verfügung gestellten Übersichtstabelle, welche im Anhange als Beilagen dieser Schrift bci- gcgeben ist, sind nähere Details über den Stand der Wagenpflege für Mädchen ersichtlich. Die Stadt Wien besitzt z. B. nur drei Waisenhäuser für Mädchen, eine „gemischte" Anstalt und das „Asyl für verlassene Kinder" im ganzen mit 246 Pfleglingen. („Die Gemeindeverwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1894—1896." Sfsicieller Bericht 1888, bei Braumüller.i