Glücklicherweise steht aber auch die Sache so, dass nichts damit geholfen wäre, wenn der unwahrscheinliche Fall einträte, dass der Staat oder ein Mäcen für diesen Zweck jetzt große Summen zur Verfügung stellte. Dieser Nibelungenhort könnte unberührt, behütet von seinen sichtbaren und unsichtbaren Wächtern, in der Tiefe ruhen.
Thatsächlich ließe sich nämlich im günstigsten Falle das Organisationsprogramm nur mit aller Vorsicht, Schritt für Schritt, ja anfänglich nur mit großer Zurückhaltung in Scene setzen und nur ganz allmählich verwirklichen. „Alles Menschliche muss erst werden und wachsen und reifen", oder wie dieses Thema ein leider fast vergessener Meister der historischen Monographie*) variiert hat: „Nichts springt aus einmal und vollendet hervor, alles entsteht und reift allmählich, die geistige frucht so gut wie die materielle. Selbst die ersten Gedanken, die begründenden, müssen sich wie die Keime der Früchte erst klären, entwickeln, vervollständigen, abrunden." Die gilt auch hier. Unter allen Umständen würde das Stadium des Versuches einen längeren Zeitraum umfassen, und nur gewisse, unentbehrliche Stützpunkte der Organisation müssten möglichst bald hergestellt werden. Diese Seite der Sache deckt sich mit den Aufgaben des Staates aus diesem Gebiete, deren Grenzlinien wir wiederholt anzudeuten in der Lage waren, ohne dass deswegen seine Einflussnahme jenseits derselben unterbleiben dürfte. Dass der berühmte „Tropfen demokratischen Öles" in den öffentlichen Einrichtungen, welcher der Kanne des Arbeiters entstammt, nirgends mehr fehlt und fehlen kann, dass er vielmehr durch immer stärkere Zuflüsse genährt wird, ist die selbstverständliche Folge des großen Umschwunges in der ganzen Gestaltung des wirtschaftlichen Lebens und seiner Bedingungen gegenüber dem Zustande von ehedem. Kein Verwnltungsgebiet kann mehr mit dem alten, aus dem patriarchalischen Wirtschaftssystem herrührenden Apparate und den durch ihn überkommenen Anschauungen arbeiten, am wenigsten die Verwaltung des Unterrichtes, wo die treibenden Kräfte des großen socialen Processes am meisten sich Geltung zu verschaffen suchen. Es kann daher auch begreiflicherweise die ehemalige stritte Scheidung zwischen den Aufgaben des „öffentlichen" Unterrichtes und seiner Postulate und der „privaten" Sphäre der Bethätigung in der alten Form auch nicht mehr als haltbar angesehen werden. Dinge, welche z. B. das noch in Kraft stehende „Privatschulgesetz" von 1850 als ganz nebensächliche
*) F-riedr. v. Smitt, „Zur näheren Aufklärung über den Krieg von, 1812." Nach archivalischcn -Quellen bearbeitet. Leipzig und Heidelberg bei (5. T. Winter, 1861.