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pause beträgt eine Stunde; während derselben werden die Magazine geschlossen, und wir können im Arbeiterzimmer sein. An Sonntagen müssen zwei bis drei Frauen kommen, die Säcke zu flicken haben. Eine Kündigungsfrist besteht nicht. Die Arbeitsordnung bestimmt zwar, daß wir eine Kündigung haben, der Herr einläßt aber die Arbeiterinnen, wann er will. Die Arbeitsordnung ist angeschlagen.
Dr. Weißkirchner: Kommen die Hadern in einem solchen Zustande hin, daß Sie sich nicht scheuen, dieselben anzugreifen? —Expertin Nr. 37: Rein bekommen wir sie nicht; es entwickelt sich ein Staub, daß Eine die Andere nicht sieht.
Dr. Weißkirchner: Die Hadern sollen aber in desinficirtem Zustande hinkommen. — Exp. Nr. 37: Das ist nicht der Fall. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Es wird nur beim Auskehren aufgespritzt. Wir haben zwar Waschvorrichtungen, aber Zeit zum Waschen haben wir nicht.
Vorsitzender: Kommen Krankheiten, insbesondere Hautausschläge oder dergleichen vor? — Exp. Nr. 37: Das kann ich nicht sagen.
Wittelsh öfer: Arbeiten Sie mit Werkzeugen? — Exp. Nr. 37: Beim Säcketragen haben wir Haken, sonst machen wir Alles mit der Hand. iUeber Befragen des Vorsitzenden.) Keine von den Arbeiterinnen hat Wohnung oder Kost beim Herrn. Geschenke an Vorgesetzte müssen wir nicht machen. Zum Frühstück nimmt eine Arbeitern: Kaffee, zum Gabelfrühstück um 3 kr. Speck, wegen des Staubes, zu Mittag holt sich Jede das Essen in das Arbeiterzimmer aus dem Gasthaus, meist Suppe und Gemüse, Fleisch nicht, zur Jause kommt meist um 3 kr. Milch oder Speck, das Nachtmahl besteht meistens aus Gemüse oder Suppe. Die Ausgabe für die Kost im Tage beträgt etwa 40 kr. Die Meisten sind verheiratet. Die Mädchen, die bei fremden Leuten wohnen, zahlen st. 1 für das Bett. Ich bin bei meinen Eltern.
Vor fitzen der: Bekommen die Mädchen für st. 1 ein reines Bett? — Exp. Nr. 37: So ziemlich, aber nicht überall, meist nur dort, wo keine Kinder find.
Wittelshöfer: Sie haben gesagt, daß Sie Säcke tragen müssen. Ist das regelmäßig? — Exp. Nr. 37: Wir müssen die Säcke, die wir zur Arbeit haben müssen, selbst zum Tische tragen. Die Säcke sind 150 bis 160 Kilogramm schwer und werden von zwei Frauen getragen. Es haben sich auch viele Frauen daran schon wehgethan. (Ueber weiteres Befragen.) Unsere Familie besteht aus sechs Personen; wir haben Küche und Zimmer in Donaufeld und zahlen st. 6'50 monatlich. Zwei von uns schlafen in der Küche, vier im Zimmer. Im Zimmer sind zwei Betten, in der Küche eines, so daß also immer zwei Personen zusammen schlafen. Es sind darunter auch Kinder, eine jüngere Schwester, die acht Jahre, und eine, die 16 Jahre alt ist; ich bin 21 Jahre alt. — Exp. Nr. 38 (über Befragen): Ich zahle für meine Wohnung fl. 6'30 und wohne mit einem Mädchen zusammen. Die Wohnung besteht aus Zimmer und Küche und ist ebenfalls in Donaufeld.
Dr. Maresch: Wie machen Sie den Kaffee? Nehmen Sie Franckkaffee oder Cichorienkaffee? — Exp. Nr. 38: Feigenkaffee mit echtem Kaffee und Kirschenkaffee gemischt. — Exp. Nr. 37 (über Befragen): Das Arbeitslocal ist zu ebener Erde. Wir haben nur einen Sortirsaal, welcher 13 oder 14 Fenster hat, zwei davon gehen auf die Gasse, die anderen in den Hof. Es besteht zwar eine Ventilation, ste wird aber nicht benützt, weil es sonst zu viel ziehen würde. Eine andere Vorrichtung, damit der Staub leicht hinausgehe, ist nicht vorhanden.
Vorsitzender: In welchem Zustande kommen die Hadern zu Ihnen? — Exp. Nr. 38: In schmutzigem Zustande, wie sie die Leute wegwerfen.