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Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Lohnarbeiterinnen : Ergebnisse und stenographisches Protokoll der Enquete über Frauenarbeit, abgehalten in Wien vom 1. März bis 21. April 1896
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Die Wohnung ist ini elften Bezirk; die Communication ist sehr schlecht, und ich habe in die Fabrik eine Viertelstunde zu gehen.

(Dr. Hainisch übernimmt den Vorsitz.»

Experte N (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin bei der Lampenbranche. Das Technische des Betriebes geht folgendermaßen vor­sieh : Das Messing kommt in langen Streifen oder Platten in die Fabrik. Hieraus wird es geschnitten, und die geschnittenen Streifen kommen in die Presse, wo die runden Platten durchgepreßt werden. Hiebei sind Frauen und Männer beschäftigt. Wenn die Platte geschnitten ist, so kommt sie zur großen Presse, wo sie die entsprechende Form bekommt. Dabei sind nur Männer beschäftigt. Die kleineren Scheiben aber werden von den Frauen gepreßt; nur die großen Behälter, wo das Petroleum hineinkommt, machen die Männer. Wenn die Lampe gepreßt ist, kommt sie zum Poliren, wobei Männer und Frauen beschäftigt sind. Die Letzteren waschen den Körper, den der Polirer polirt hat, ab. Hierauf kommt der Gegenstand zum Trucker, wo er erst die eigentliche Form bekommt. Da wird über ein Holz­rohr das Eisensutter darüber gezogen. Hierauf kommt der Gegenstand znm Spengler, dieser lvthet ihn zusammen. Darnach kommt er wieder zum Trucker, sodann wieder zu den Frauen, welche ihn auf einer Scheibe putzen müssen. Das Alles bezieht sich auf Messingbestandtheile. Bei größeren Lüstern u. dergl. kommt das Stück von der Presse zu deu Feilerinnen, welche die feinen Unebenheiten Wegseilen. In unserer Fabrik sind gegen 500 Personen beschäftigt, darunter etwa zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen. Diese Verhältnißzahl ist eine constante, denn es werden jetzt keine Arbeiten von den Frauen erzeugt, welche früher etwa vou deu Männern verrichtet wurden. Die Porzellanlampen werden bei uns nicht erzeugt, sondern von einem eigenen Glasschleifer zugerichtet, und ein Drucker richtet die passende Form dazu her. Hierauf kommen die Porzellanlampen sammt der Form zum Monteur, welcher beides zusammenstellt; dabei sind auch Frauen beschäftigt. Die Hauptarbeit ist aber bei uns die mit den Messingbestandtheilen.

Expertin Nr. 105 (gibt über Befragen seitens des Vorsitzenden an): Ich bin seit sieben Jahren in einer Lampenfabrik. Ich bin schon im Alter von 14 Jahren in diese Fabrik gekommen. Meine Arbeit besteht in dem Putzen der Messinglampen. Wenn sie schon ganz fertig sind, putze ich sie mir Stearinöl und Wienerkalk, und zwar auf einer Lederscheibe. Es entwickelt sich dabei ein sehr großer Staub, so daß wir ganz schwarz aussehen, deshalb müssen wir uns auch in der Fabrik umziehen. Die Straßenkleider sind in einem Bretterverschlag, vor welchem ein Vorhang angebracht ist. Wir ziehen uns in einem Winker! um. Gewöhnlich sind wir dort beim Umziehen allein, aber es ist dort auch eine Wanne mit Petroleum, und die Männer waschen sich, wenn sie Putzarbeit haben, und kommen auch dorthiu. Unsere Saison ist im Herbst, von August bis October. Gegen Weihnachten und im Winter haben wir wenig zu thun. Da sind wir in der Woche manchmal nur zwei Tage in der Fabrik. Wenn die Arbeit wieder stark ist, werden neue Leute aufgenommen und zu Weihnachten wieder entlassen. Die Schwanknngszahl dürfte 50 betragen. Jetzt im Jänner und Februar haben wir Wochen gehabt, wo wir uns fl. U50 verdienten, da wir nur zwei Tage gearbeitet haben. Schulpflichtige Kinder werden bei uns nicht beschäftigt. Wir haben Dampf­betrieb. Hausarbeit kommt bei uns nicht vor. Die Arbeiterinnen sind gewöhnlich wieder Arbeiterkinder, da auch bei uus ganze Familien in der Fabrik arbeiten. Wir haben keine Lehrmädchen, sondern Anfängerinnen, die schon in 8 bis 14 Tagen ihre Arbeit erlernen. Wir haben keine Arbeits­vermittlung, sondern die Mädchen stehen vor dem Thor und warten, bis der Werkführer eine braucht. Da kommt er heraus und sucht sich eine heraus, oder er läßt sich auch eine von den Arbeiterinnen recommandiren.

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