326
Ackerbau.
rollend, Gräben ziehend, pflügend, umhackend und erntend. — Das Geschlecht entschuldigt zwar keine Arbeit. Allein es ist nicht nöthig, daß Mann oder Frau eine dieser Arbeiten verrichte, um einen ausgezeichneten Landwirth zu machen. Es ist nicht nothwendig, daß ein Maurer seinen eigenen Mörtel mische oder die Backsteine sich auf der eigenen Schulter zutrage. Es kann Jemand ein Baumeister sein, ohne daß er Bretter hobelt, das Bauholz behaut, Nagel eintreibt, oder bei irgend einer Einzelnheit des Baues behülflich ist. Ein General braucht keine Kanone abzufeuern oder mit dem Schwert oder Bajonette zu fechten, und doch kann er in der Kriegskunst wohlerfahren sein. Starke Glieder und zähe Muskeln bilden noch keinen Farmer. Wir haben deren zwar genug auf den meisten amerikanischen Farmen. Jeder ist gut an seinem Platze; allein er leistet nicht mehr, als die thierischen Muskeln, welche unsere Mäh- und Erntemaschinen, die Rechen und Drillmaschinen, die Pflugeggen und die Hauen, die so viel zur Erleichterung der menschlichen Arbeitskraft beitragen, oder sie ganz unnöthig machen, in Bewegung setzen. Die Hauptsache beim Farmen (Landwirthschasten) ist — das Gehirn! Und ich stelle mir vor, diesesGehirn ist bei Männern undFrauen ziemlich dasselbe. Alte Philosophen hatten zwar in dieser Beziehung ihre eigenen Grillen, und sind, da die Welt nur etwas schneller geht, als ihre etwas zu bedächtigen und umständlichen Untersuchungen, auch bis auf den heutigen Tag darüber noch nicht einig geworden. Welche Meinungsverschiedenheit aber auch über diesen Punkt existiren mag, darüber kann wenig Zweifel herrschen, ob die Frauen nicht auch fähig seien, den Betrieb der Landwirthschaft in die Hand zu nehmen. Er ist nicht schwieriger, als viele Dinge, die sie mit aller Geschicklichkeit und Erfolg leiten. — Es gehört gewiß ebenso viel Verstand dazu, einen Frauenanzug geschmackvoll zu Stande zu bringen, besonders wenn die Mode berücksichtigt wird, als die Bestellung einer Farm zu leiten. Ersteres gelingt ihr vortrefflich; sie hält einen Laden mit Galanteriewaaren; sie leitet eine Bäckerei; sie kann Schrift setzen, Bücher binden, Bücher lesen und schreiben, Singen, Malen und sich selbst als Bildhauerin unsterblich machen. Warum sollte nicht ein so begabtes Wesen eine Farm leiten können?
„Frau Grün dp hat es gethan, und somit die Frage für ihr Geschlecht beantwortet. Sie ist eine nahe Nachbarin meines Freundes Higgins. Er, Herr Higgins nämlich, machte sich über ihren Entschluß, Landwirthschaft zu treiben, lustig. Als sie anfing, sagte er, es sei gerade so, als wenn man einer Frau die Leitung eines Schiffes anvertraute. (Ist auch schon geschehen, wie wir noch hören werden.) Allein er ist seitdem zu anderen Vorstellungen gekommen, da sie ihn einigemal bei den Ausstellungen aus dem Felde schlug und letztes Jahr den Preis für die Musterfarm in dem Grafschaftsbezirk erhielt, wo Higgins selbst als Mitbewerber auftrat. Ich muß meinem Freunde indeß die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er