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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Brodbäckerei.

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wenn dasselbe sogleich braun wird, so hat der Ofen den richtigen Hitzgrad. Wird es zu schwarz, so ist der Ofen zu heiß; bleibt es aber weiß, so ist der Ofen noch nicht heiß genug. Backöfen darf man ja nicht mit altem Bauholz heizen, welches mit Farbe angestri­chen war, oder mit imprägnirt gewesenen ausgenützten Eisenbahn­schwellen und all' dergleichen Brennmaterial, weil man dadurch das Gebäck vergiften würde.

Das Brodbacken erfordert zu seinem Gelingen eine volle und anhaltende Aufmerksamkeit; denn es kann nach verschiedenen Seiten hin zu viel oder zu wenig gethan werden in der Temperatur, in der Zeit, in der Menge des Wassers, dem Gütegrade des Sauerteigs rc.

In vielen Ländern haben die Dorfbewohner Familienback- öfen, d. h. jeder, oder doch fast jeder Hausbesitzer hat einen Back­ofen, worin die Hausmütter, oder die Töchter, oder die Mägde das Brod- und Kuchenbacken besorgen. Dagegen haben die Dörfer man­cher Länder Gemeindebacköfen in eigenen Gemeindebackhäusern, worin ein eigener Bäcker das Backen für die Gemeinde auf gleiche Weise, wie die Bäcker in den Städten besorgt. Sehr wünschcnswerth wäre es aus mehreren Gründen, wenn auf den Dörfern aller Län­der solche Gemeindebacköfen eingeführt und die Familienbacköfen überall abgeschafft würden. Man muß nämlich bedenken, daß in einem Familienbacköfen in der Regel alle 814 Tage nur einmal gebacken wird. Der Ofen wird also gleich nach dem Backen wieder ganz kalt, besonders zur Winterszeit, und erfordert zum abermaligen Heizen sehr viel Holz. Denkt man sich nun alle Familien, die auf diese Art backen, in den vielen Dörfern eines Landes, so wird man sich von der außerordentlichen Holzverschwendung (!) in sol­chen Familienbacköfen leicht einen Begriff machen können. In einem Gemeindebackofen hingegen, wo täglich wohl vier- bis sechsmal ge­backen wird, braucht nicht jedesmal von vorne an geheizt zu werden. Welch' große Holzersparniß dieß im Ganzen ausmacht, ist eben so leicht einzusehen. Auch bäckt ja ein Ofen, der in möglichst gleich­förmiger Hitze erhaten wird, das Brod viel besser, als ein anderer Ofen, worin binnen 8 oder 14 Tagen nur einmal gebacken wird.

Der Backofen ist ein arger Holzverschwender, und da er in seiner hergebrachten Form nichts anderes als Holz gebrauchen kann, gestattet er auch nur absatzweises Backen. Die Bemühungen um besser construirte Oefen, welche diesen Uebclständen vorbeugen könnten, haben denn auch schon im vorigen Jahrhundert begonnen und den ersten dieser Art lieferte der Philantrop Graf Rumford. Seit­dem sind nock so mancherlei Constructionen aufgetreten, so daß große Anstalten für Maffenbäckerei darin reiche Auswahl haben. Bevorzugt scheinen die von dem Pariser Bäcker Rolland zu werden. Der kleinere Ofen Nollands z. B. liefert bei 16 Beschickungen in 24 Stunden 2304 Pfd. Zwieback mit einem Kohlenaufwand von 0,2v Frcs.8,i kr. für jede Ofenfüllung oder 0,^ Frcs. 10/^ kr.