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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Cacao und Chocolade.

nun entweder an der Sonne oder mittelst eines eigenen Trockenofens getrocknet und jedesmal des Nachts in großen Haufen zusammenge­worfen und mit Blättern bedeckt, worauf unter starker Selbsterwär­mung eine Gährung eintritt, durch welche sie den herben und bitte­ren Geschmack verlieren, an Aroma gewinnen und sich dunkler färben. All' solche Plantagenbohnen geben den gerotteten Cacao. Bei der Verschiffung werden die Cacaobohnen in der Regel ohne weitere Verpackung im Schiffsräume aufgeschüttet und erst in Europa in Säcke gefüllt; nur die besten Sorten verschickt man von Haus aus in Ledersäcken.

Der Cacaobaum liebt ein heißes Klima von 2428° 6. Die nördlichsten Pflanzungen befinden sich in den Thälern des Altamaha, in Georgia und im südlichsten Gebiete des Mississippi, häufiger am Meerbusen von Mexico; ebenso in Guatemala und an der West­küste von Mexico, wo sogar die beste Sorte (von Soconusco) erzeugt wird. Honduras, Mexico, Costarica, Nicaragua, Columbien, Gu­yana, haben alle zahlreiche Plantagen; Brasilien liefert dagegen nur wilden Cacao. Westindicn war früher reich an Pflanzungen, seit dieselben aber durch Orkane zerstört wurden, sind sie nur an weni­gen Punkten wieder aufgekommen, so auf Martinique, Granada und Trinidad. Derjenige Cacao, welcher nach Deutschland gelangt, stammt zum größten Theil aus Guayaquil (im Dep« des Freistaates Ecuador).

Die Spanier brachten 1520 den Cacao zuerst mit nach Europa. Der Genuß der Chocolade war bereits bei den Mexicanern ge­bräuchlich, und das WortChocolade" stammt aus dem Mexikani­schen, wo der Baum den für die Spanier unaussprechbaren Namen Cacaohaoquahuitl besaß, den sie allmählig in die jetzt gebräuch­liche Benennung umänderten. Wie hoch die Cacaobohnen bei den Mexicanern int Werthe standen, läßt sich daran erkennen, daß diesel­ben bei ihnen als Münze im Gebrauch waren. Bald nach der Er­oberung des Landes durch die Spanier galten 1000 Bohnen 5 Rea­len (27 Sgr. 6 Pf.), im Anfange des 19. Jahrhunderts sogar 1 Thlr. 5 Sgr. Man hatte in Mexico einen großen Theil der Steuern in Cacaobohnen zu entrichten. Und noch gegenwärtig die­nen sie in Nicaragua stellenweise statt der mangelnden Scheidemünze.

Unter allen Ländern Europa's verzehrt Spanien den meisten Cacao, nächst diesem Frankreich. In Deutschland gilt Choko­lade als Luxusgenuß. In Spanien gehört sie zum täglichen Brode, wie etwa in England der Thee und in Deutschland der Kaffee. Ganz Europa empfängt jährlich einige Mill. Pfd. Bohnen, davon werden in Hamburg ca. 20,000 Centner für Deutschland ausgeschifft. Auf Preußen kommen davon gegen 56000 Ctnr. (auf die Person also durchschnittlich im Jahre noch nicht einmal 2 Loth). In Oesterreich wurden 1851 etwas über 700,000 Pfd. eingeführt (auf den Kopf mithin kaum E Loth). England jedoch bedarf jährlich fast 3A Mill.