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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Cacao und Chocolade.

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Pfd., Belgien fast H Mill. Pfd. (auf den Kopf 2A Loth). In Frankreich führte man 1857 gegen 12 Mill. Pfd. Cacaobohnen ein (auf die Person im Durchschnitt 8 Loth). In Spanien rechnet man auf den Kopf einen Jahresbedarf von 1A Pfd.

Für Chocoladefabrikation haben die Spanier, welche im Jahre 1520 die ersten Chocoladetafeln nach Europa gebracht, lange Zeit ein Privilegium behauptet. Aber heute weiß man, daß ihr Ge­heimniß vor allem in einer richtigen Dörrung und Mischung des Carracas- und Antillencacao beruht. Die vervollkommneten Maschi­nen zerreiben den Teig zu großer Feinheit, und die Kunst der Con- ditoren giebt ihm alle möglichen Nüancen und die verschiedenartigsten Geschmacke. Der Aufschwung des Chocoladehandels ist vorzüglich durch die großen Verbesserungen in der Art seiner Bereitung bedingt. Wenig weiß der Chocoladetrinker von den vielen sorgfältigen Prozessen, denen die Cacaobohne unterzogen werden muß, bevor sie den Geschmack annimmt, der ihn erfreut.

Es war ein langer Weg zwischen der ersten Art der Bereitung der eingeborenen Mexicaner, die Cacaobohne zwischen 2 Steinen zu zerreiben, und den nun so vollkommenen Maschinen, welche durch Dampf getrieben, mehrere Millionen Pfund verarbeiten und durch alle Sta­dien des Röstens, Trocknens, Brechens, Sortirens» Reibens und Wa- schens bringen. Diese Verbesserungen sind nicht das Werk Eines Tages, sie sind die Erfolge ernster, durch Jahre fortgesetzter Studien solcher denkenden Männer, die bei errungenen ersten Vortheilen nicht stehen bleiben, sondern zu Vollkommnerem streben. Die Sorgfalt, womit die Bohnen ausgewählt werden, die rasche und massenhafte Erzeugung, die nur durch Anwendung des Dampfes und verbesserter Maschinen möglich gewesen, und der hierdurch bedingte niedrige Her­stellungspreis, welch' letzterer selbst der ärmeren arbeitenden Klasse die Chocolade zugänglich machte, haben in der letzteren Zeit eine enorme Zunahme des Absatzes in diesem gesunden und nahrhaften Artikel hervorgebracht.

Cacao von der besten Art kann so, wie die Natur ihn bietet, der verfeinerte Geschmack des europäischen Gaumens nicht vertra­gen; er muß verschiedene Veränderungen erleiden, bevor er in das angenehme Getränk umgestaltet wird, welches von allen Klassen so sehr geschätzt wird.

Zuerst werden die Bohnen, welche bei der Ernte oder durch den Seetransport gelitten haben und nicht zur Nahrung geeignet sind, sorgfältig ausgelesen; die schlechten sollten nur in den Parfümerien verwendet werden, finden aber doch auch Schleichwege in den Consum als Nahrung. Dem Auslesen folgt das Rösten oder Dörren der Cacaobohnen, ein Verfahren, welches viel Geschicklichkeit und Erfah­rung bedarf, da die gute oder schlechte Qualität von Chocolade haupt­sächlich von dieser Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit abhängt. Von dem Röstungscylinder werden die Bohnen auf einen Trockenplatz