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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Dritter Band
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ELEKTRISCHE WECHSELSTROM- AN LAGEN.

VON DIRECTOR GUSTAV FRISCH.

ie Annalen unserer Industrie werden kaum von einem mit grösserem Eifer und mit schärferen Waffen geführten Wettstreit zu berichten wissen, als es jener war, der sich zwischen dem Gleichstrom- und Wechselstromsystem herausgebildet hat. Allein dieser Wettbewerb war für die Entwicklung der elektrotechnischen Industrie sehr förderlich, indem trotz der früheren weitgehenden Meinungsverschiedenheiten über Werth und Bedeutung der beiden Exploitationsmethoden, wie sie das Gleichstrom- und Wechselstromsystem repräsentiren, Fortschritte und Errungenschaften erzielt wurden, wie auf keinem anderen technischen Gebiete.

Die Wechselstromanlagen gehörten bis vor etwa i Decennien zu den Seltenheiten; denn wiewohl der elektrodynamisch erzeugte Wechselstrom historisch älter ist als der elektrodynamische Gleichstrom (da ja eigentlich jede Gleichstromdynamo zunächst einen Wechselstrom erzeugt, welcher im Collector gleichgerichtet wird), so hat dennoch bemerkenswerther Weise in der ersten Zeit der Wechselstrom keine ausgedehntere praktische Verwendung finden können. Die Ursache lag darin, dass die Wirkungsweise des Wechselstromes nicht hinreichend bekannt war, und dass sich derselbe infolgedessen für wichtige Verwendungsarten (wie z. B. für Bogenlampen, Motoren etc.) als wenig brauchbar erwies.

Allein diese Verhältnisse haben sich in dem genannten Zeiträume vollständig verändert. Mit der Erkenntnis der Wirkungsweise des Wechselstromes reifte auch die Erfahrung für seine Behandlung und Verwerthung, und es wurden Constructionen für Maschinen und Apparate geschaffen, die allen Anfor­derungen des elektrischen Betriebes, sowohl was Oekonomie, als auch was Betriebssicherheit anbelangt, vollkommen entsprechen. Nicht ohne bedeutende publicistische Kämpfe und geschäftliche Anfeindungen vollzog sich diese Wandlung, jedoch heute gibt es wohl in Fachkreisen keine principiellen Gegner des Wechselstromes mehr; beide Stromgattungen werden vielmehr als gleichwerthig angesehen, und es besteht keine hervorragendere elektrotechnische Firma, die nicht beide Stromsysteme in Verwendung bringt. In jedem gegebenen Falle wird nunmehr untersucht, ob die vorliegenden Voraussetzungen für die An­wendung des Gleichstromes oder des Wechselstromes sprechen.

Es drängt sich nunmehr die Frage auf, welche Gründe dazu veranlassten, neben dem Gleichströme auch noch ein zweites Stromsystem zur Geltung zu bringen, und welche Umstände von Fall zu Fall maassgebend und bestimmend sind, das eine oder das andere System zu verwenden.

Die Leitungsnetze, welche die Uebertragung der elektrischen Energie von der Erzeugungsstätte zu den Consumstellen vermitteln, müssen zur Vermeidung grosser Verluste und darüber hinaus im Interesse der Betriebssicherheit entsprechend dimensionirt werden. Insbesondere sind um so grössere

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